Baggersee

Brief

Aktuell   

Interessensgemeinschaft Naherholungsgebiet Rimsinger Baggersee

An den Bürgermeister
Herrn Alfred Vonarb
Rathaus 
79206 Breisach

Breisach – Niederrimsingen, den 14. September 2000

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 15.08.00. Wir finden Ihre Antwort – unter Vorbehalt des von Ihnen angekündigten Gesprächs mit dem Landratsamt – jedoch noch nicht befriedigend. Sie vertreten die altbekannten Positionen, die Sie „schon seit Jahren beschäftigt“, uns einer Lösung aber in keiner Weise näher bringt. So vergeht die Zeit, und an den chaotischen Verhältnissen ändert sich gar nichts.
Einziger Lichtblick auf Niederrimsinger Seite ist die Tatsache, dass in diesem Sommer die Umweltverschmutzung durch liegen gelassenen Abfall einigermaßen eingegrenzt werden konnte. Dies Dank des Einsatzes des Försters, der im Juni einen angefangenen Müllberg abtransportiert hat und Dank des pausenlosen Einsatzes engagierter Bürger, die – vor allem nachts – die Besucher des Naherholungsgebietes angesprochen haben ihre Abfälle mitzunehmen. Damit dürfte bewiesen sein, dass es wohl möglich ist, mit geeigneten Maßnahmen die Probleme einzudämmen.
Die Einrichtung eines kostenpflichtigen Wanderparkplatzes war nur als Beispiel aufgeführt, wie in Nimburg über Jahrzehnte hinweg die Abfallbeseitigung finanziert wurde. In Opfingen soll dies laut Presseangaben durch die Pachteinnahmen des Kieswerkbetreibers erfolgen. Warum greifen Sie nur das Negativbeispiel Burkheimer Baggersee auf, wo trotz der bestehenden Konflikte immerhin auch einige Erfolge zu verzeichnen sind?
Wir sind uns alle der Brisanz aber auch der Wichtigkeit dieser Sache bewusst. Der Baggersee ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt naturverbundener Menschen. Er stellt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar, der unter keinen Umständen gefährdet werden darf. Damit ist nicht nur der Kiesabbau gemeint, sondern auch die Gastronomie, der Einzelhandel und vor allem der weitverbreitete Bekanntheitsgrad. Wo andere Städte riesige Summen für Werbung für ihre Region ausgeben, haben wir diese Reklame kostenlos und weigern uns aber, daraus Kapital zu schlagen.
Hiermit soll nochmals auf einen älteren Vorschlag hingewiesen werden, der es ermöglichen müsste, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen: Einberufung einer Baggerseekonferenz unter Teilnahme der Stadt Breisach, der Ortschaftsräte von Gündlingen, Ober- und Niederrimsingen, des Kieswerkbetreibers, der unmittelbar betroffenen Landwirte, der Forstverwaltung, des Landesgesundheitsamtes, der Umweltbehörde und sonstiger Personen, Ämter oder Behörden, die in irgend einem Zusammenhang damit stehen.
Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass der Baggersee als unangenehmes Thema weiterhin verdrängt wird, oder dass die vorhandene Resignation so wie bisher weiter geführt wird.
Inzwischen wird die Thematik des Rimsinger Baggersees ausführlich in Presse, Funk und Fernsehen behandelt und zwar in einer Weise, wie sie von uns Betroffenen nicht mehr beeinflusst werden kann.
Im Anhang reichen wir noch weitere Unterschriften nach. Ein Blick auf diese Liste sollte uns auch bewusst machen, welche Wichtigkeit diesem Thema aus den Reihen der Bevölkerung zugeordnet wird. Fast alles, was – salopp aus-gedrückt – Rang und Namen hat, ist hier vertreten. Die Unterschriften kommen aus der Gastronomie, aus allen Vereinen vor Ort, aus der Feuerwehr – aus den anliegenden Orten Breisach, Ihringen, Merdingen – aus der ganzen Region von Offenburg bis Lörrach und sogar überregional und aus dem benachbarten Ausland, aus Basel und dem Elsass. Bäckermeister aus Riehen, Ministerialbeamter aus Bonn, Musiker aus Stuttgart, Urlauber aus Bielefeld, usw. Von der Hausfrau bis zum Manager reichen die Berufsbezeichnungen.
Unter den nächtlichen Besuchern sind neben Leuten aus der Umgebung auch Personen aus Stuttgart, Berlin und Zürich vertreten. Der Baggersee wird sowohl von den einheimischen Jugendlichen als auch von ganzen Schulklassen aus Freiburg als beliebter Ort zum Feiern genutzt. Dies entspricht keineswegs unserem Interesse, ist leider aber eine Tatsache.
All diese Menschen können nicht verstehen, wieso die Verantwortlichen diesen regen Freizeitbetrieb zwar dulden, gegen die negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt aber nichts unternehmen!
Abschließend möchten wir nochmals betonen: Wir haben kein Patentrezept und muten es uns auch nicht zu, die ultimative Lösung herbeiführen zu können. Wir bieten aber unsere ganze Kraft und Energie als Hilfe an, um gemeinsam mit allen Beteiligten die chaotischen Verhältnisse zumindest einigermaßen einzudämmen. Wir sind überzeugt, dass damit dem See, der Natur, der Umwelt und unserer unmittelbaren Umgebung geholfen werden könnte. Je länger wir uns damit Zeit lassen, desto schwieriger wird es sein, die Probleme zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Vogel  -  Manfred Dolde  -  Herbert Klein  -  Bernhard Wagner  -  Alfred Trusch

Kopien dieses Offenen Briefes gehen an:
den Ortschaftsrat von Niederrimsingen
den Ortschaftsrat von Oberrimsingen
den Ortschaftsrat von Gündlingen

Diesem Schreiben ist eine Liste mit weiteren 43 Unterschriften beigefügt, darunter wieder Vorstände der Rimsinger Vereine, Vertreter aus Gastronomie und Wirtschaft, Einwohner aus der näheren Umgebung und Besucher aus Deutschland, dem Elsass und der Schweiz.


In der öffentlichen Ortschaftsratssitzung vom 14.09.2000 überreichte Ortschaftsrat Gustav Rosa dem Sitzungsleiter, Ortsvorsteher Erhard Bucher, im Namen der IG dieses Schreiben mit der Bitte, es vorzulesen. Nach einem kurzen Blick auf das Papier erwiderte Herr Bucher: "Das ist zu lang!" und ging zum nächsten Tagesordnungspunkt über.

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