Baggersee

Kommentar

Aktuell   

Der Baggersee in Niederrimsingen - eine unendliche Geschichte

Eine Vision und ein kurzer Abriss der trostlosen Wirklichkeit 

Teil 1 - Die Vision

Die Hoffnung stirbt zuletzt! In diesem Sinne will ich kurz meine Vorstellung entwickeln, die ich vom Rimsinger Baggersee tief in meinem Hinterkopf habe.
Irgendwo zwischen den Extremen „ganz Absperren“ wie einige Seen in der unmittelbaren Nachbarschaft und der „totalen Anarchie mit Müllhaldencharakter“ gibt es den idyllischen Erholungsort für geschundene Menschen und Tiere, der nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Es ist ein verträumter See, im Wald gelegen, mit vielen geschützten schönen Badeplätzen und herrlichen Spazier-, Rad- und Joggingwegen. Dass der Rimsinger See das schönste Wasser in der ganzen Gegend hat, wissen und schätzen alle, die schon einmal da waren. Man kommt an diesen See nicht mit dem Auto, weil kluge vorausdenkende Planer keine Zufahrt zum See zulassen. Es gibt aber in einem angemessenen Abstand einen Parkplatz. Somit wird wirksam verhindert, dass rücksichtslose Naturverwüster mit Gettoblaster und Bierkisten etc... zum See fahren um dort, wenn sie dann volltrunken abrücken, nur Verwüstung zu hinterlassen. Ibiza oder Ballermann am See mit Dauerparty – nein danke!
Dass an diesem malerischen Platz, wo Naturfreunde und Badegäste gerne hinkommen, auch noch Kies abgebaut wird, stört niemanden. Für ein Nebeneinander von baggern und baden gibt es in der Umgebung mehrere Beispiele. Dass der angesprochene Parkplatz gebührenpflichtig ist, ist klar, und dass das eingenommene Geld zur Pflege des Seeufers und der Anlagen am See dient, ist auch klar. Dass dadurch sogar jemand eine Arbeit finden kann ist schon fast märchenhaft in unserer Zeit.
Die Anbieter von Fremdenzimmern in den umliegenden Ortschaften erfahren durch diesen Erholungs-Seepark, der ganzjährig zur Verfügung steht, eine enorme Attraktivitätssteigerung. Fahrradverleihe (schon wieder neue Arbeitsplätze) bieten für die Gäste Verkehrsmittel und Tourenkarten mit Winzerhöfen Gastronomie- und Straußenplan an, welche die Fremden einladen UNSERE malerisch schöne Region auf sanfte und umweltfreundliche Art zu erkunden und mit uns gemeinsam diese Region zu gestalten und zu beschützen. Ein gut ausgebautes Netz von Fahrradwegen ist selbstverständlich vorhanden.
Das Erholungsgebiet zwischen Schwarzwald und Vogesen bei Breisach zwischen Rhein und Tuniberg, zwischen Kaiserstuhl und Golfplatz gewinnt an Profil.

Die Welt könnte so schön sein!!!

Teil 2 - Die Wirklichkeit

Viele Bürger von Niederrimsingen und aus den anderen umliegenden Ortschaften gehen seit vielen Jahren regelmäßig zum See und genießen diesen als festen Bestandteil, nicht nur des sommerlichen Lebens, in der Region. Ich selbst gehöre seit fast 30 Jahren dazu. Das bedeutet für diejenigen von uns, die den See als Naherholungsort nutzen, ein nicht unerhebliches Stück Lebensqualität und macht die Wohnlage in den seenahen Ortsteilen attraktiver, ähnlich einer Anbindung ans öffentlichen Nahverkehrsnetz oder einer ruhigen Hanglage.
Das Baden am See war natürlich immer verboten! Vom Betreiber des Kieswerks wurden Jahr für Jahr neue Schilder, dass das Baden verboten sei, aufgestellt, und aufgerissene Löcher im Zaun wurden geflickt. Vermutlich aus rechtlichen Gründen wurde das so gehandhabt, denn ansonsten wurde der Badebetrieb geduldet und alle Beteiligten schienen zufrieden. So weit so gut.
Nun hat sich das Vorhandensein dieses „Juwels“ herumgesprochen. Im Zuge der Entwicklung der FUN-Gesellschaft hat der Rimsinger See in den letzten 10 Jahren einen stetig ansteigenden Zuspruch erfahren, der leider immer stärker negative Auswirkungen annimmt.
Es drängen in den Sommermonaten mehr Besucher an den See, als dieser verkraften kann. Zeitweise haben Menschen am See sogar ihren Urlaub verbracht mit Zelt und Wohnmobil. Dieses Campieren wurde durch den Förster abgestellt. Es ist ganz offensichtlich, dass es in der Region viel zu wenige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt, was mit ein Grund für den immensen Andrang zum See ist. Dieses Problem muss auf Landkreisebene angegangen werden!

Die Probleme, die jeden Sommer erneut, und leider jedes Jahr im verstärkten Maße auftreten, sind:
- Das unerträgliche Müllaufkommen. 
- Der riesige Verkehr und die damit verbundene Parkplatzsituation 
- Die Lärmbelästigung bis in die späte Nacht
- Die Entwicklung hin zu einem rechtsfreien Raum
Vor allem der letzte Punkt wird von den zuständigen Behörden und Instanzen ignoriert. Es wird eine Schmuddel-Klientel an den See gelockt, mit der niemand glücklich wird. Dabei ist der sich immer stärker ausbreitende „Schwulenstrich“ noch eines der kleineren Übel. Hier sollte ein sehr wesentliches Anliegen der umliegenden Gemeinden, also der Allgemeinheit, liegen. Leider haben die lokalen „Politiker“ und die Polizei das noch nicht begriffen. Nur eine Frage der Zeit?!

Zunächst konnten erste Missstände durch Einzelaktionen engagierter Bürger eingedämmt werden. Es wurden jeden Herbst Seeputzetes durchgeführt. Später hat der Förster mit ihm zu Gebote stehenden Arbeitskräften mitgeholfen. So wurden im Sommer 2002 beispielsweise ca. 25 Tonnen Müll vom See entsorgt. Teilweise ist am See gezielt Müll und Bauschutt abgeladen worden - von Leuten, die gar nicht dort baden.

Was ist bisher gelaufen?
Besondere Erwähnung verdient das Engagement Einzelner, die in einer bewundernswerten Leistung den Kollaps am See bisher verhindert haben. Auf Druck einiger Rimsinger Bürger, die sich für ca. zwei Jahre zu einer „Interessen-Gemeinschaft Naherholungsgebiet Rimsinger Baggersee“ (IGRiBa) zusammengetan haben und Briefe an die Stadtverwaltung schrieben, kam es zu einigen „Seekonferenzen“. Beteiligt waren Stadt, Polizei, Forstamt, Kieswerkbetreiber, Ortschaftsrat und IGRiBa. Auch gab es die am besten besuchten Ortschaftsratssitzungen in dieser Zeit mit dem Thema Missstände am Baggersee. Ergebnis dieser Bemühungen war die Schrankenaktion 2002 unter Mitwirkung der IGRiBa, der Polizei und des GvD. Dieses Ergebnis war der IGRiBa natürlich nicht ausreichend. Um jedoch nicht als Blockierer die Politik des Abwartens und der kleinen Schritte der „Hohen Herrn“ zu behindern, haben wir mitgespielt und ein paar Monate lang jeden Abend die neu aufgestellten Schranken geschlossen, die Kennzeichen der renitenten Besucher notiert und uns damit unbeliebt gemacht. Der Erfolg war zwar bescheiden, aber sichtbar. Doch schon im folgenden Jahr wurde die Regelung aufgehoben.

Aktionen in den folgenden Jahren
Es fanden weitere Seekonferenzen statt. Die Termine wurden zeitlich so gesetzt, dass kein arbeitender Bürger kommen konnte. Ergebnis: Nicht Nennenswertes. Ein echtes weiteres "Highlight" im Jahr 2004 war das Durchpeitschen des Planfeststellungsverfahrens, wo die weitere Ausbeutung der Kiesvorkommen im Baggersee für die nächsten 25 Jahre genehmigt wurde.
Nun könnten böse Zungen behaupten, dass hier der Grund dafür gefunden werden kann, dass so lange nichts bewegt wurde. Denn unter geregelten, kontrollierten Bedingungen am See, hätte man möglicherweise auf Bestehendes Rücksicht nehmen und mit Widerstand rechnen müssen. Allein der anarchische Zustand am See und der erbärmliche Zustand des Waldes, der durch Freizeitnutzung so stark mitgenommen ist, dass er, so wörtlich im Planfeststellungsverfahren, kein schützenswertes Gut mehr darstellt, haben der Kiesindustrie alle Tore geöffnet: Ein Schelm wer böses dabei denkt. 

Unklar ist nach wie vor, wer in dem Gezerre um den See welche Interessen vertritt und die Fäden zieht, und wer nur Aktionismus verbreitet, um sich bis zur Pensionierung hin zu retten. Sicher ist, dass, wenn es so weiter geht, wir Bürger eine ganz üble Suppe auszulöffeln haben. Dann komme aber keiner und sage, man habe von nichts gewusst, oder die Bürger seien nicht bereit sich einzubringen.
Ignoranz, Dummheit und Bequemlichkeit führen leider dazu, dass nicht nur Anwohner sondern auch potentielle Gäste verprellt werden, und das kann in einer Gemeinde, die in zunehmenden Maße auf den Ausbau des Fremdenverkehrs setzt, eigentlich nicht angestrebt werden.
Hier sind die Verantwortlichen aufgerufen, endlich zu agieren und wirksame Maßnahmen zu ergreifen und nicht durch Taktieren, Mauscheln und Abwarten wichtige Zeit verstreichen zu lassen. 
Wie lange will man denn noch „erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln“?

Kommentar eines ehemals aktiven, immer noch engagierten Bürgers aus Niederrimsingen - im April 2005

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