Baggersee

Pressebericht

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Badische Zeitung vom Samstag, 2. September 2006

Ärger über rücksichtslose Badegäste
Das Naturschutzgebiet am Burkheimer Baggersee ist gefährdet / Stadt, Polizei und Kieswerkbetreiber suchen nach Lösungen

Bildunterschrift
Einige tausend Badegäste bevölkern an warmen Wochenenden das Ufer des Burkheimer Baggersees.

Von Thomas Rhenisch und Herbert Trogus

VOGTSBURG-BURKHEIM. Der Burkheimer Baggersee gehört zu den beliebtesten Badeseen der Region. Das liegt nicht zuletzt an seiner Lage im Rheinwald, direkt an ein Naturschutzgebiet angrenzend. Daraus resultieren aber auch zahlreiche Probleme. So drangen in diesem Sommer immer mehr Besucher in das am Baggersee neben der Badewiese liegende Naturschutzgebiet ein, um dort zu baden, zu nächtigen, Feuer zu machen und zu grillen. Jetzt hat die Polizei Alarm geschlagen.
Das Lagern im Naturschutzgebiet ist mitnichten nur ein Kavaliersdelikt. Laut Naturschutzordnung ist dies ein Vergehen, das unter Strafe steht — von der sommerlichen Waldbrandgefahr ganz abgesehen. Betroffen ist auch das benachbarte Kieswerk Uhl, in dessen Betriebsgelände verbotenerweise ebenfalls immer wieder Badegäste eindringen. Bei der Stadt Vogtsburg sucht man nun gemeinsam mit der Polizei, den zuständigen Naturschutzbehörden und der Firma Uhl nach Lösungswegen, wie die Situation entschärft werden kann.
Polizeihauptmeister Uwe Gutjahr ist bei der Wasserschutzpolizei mit Natur- und Umweltschutzaufgaben betraut und damit auch für den Bereich des Burkheimer Baggersees zuständig. Gutjahr versucht bei seinen Rundgängen zunächst die Badegäste freundlich auf die Problematik hinzuweisen. Mit seiner Aufforderung, das Schutzgebiet aufzuräumen und zu verlassen sowie den Abfall in die vorgesehenen Tonnen bei der Badewiese zu füllen, stößt er meistens auf Verständnis. "Natürlich", sagt er, "gibt es auch Unbelehrbare, die müssen mit einer Anzeige rechnen, diese Leute tun es vorsätzlich."
Vor kurzem bei einem Gang über das Baggerseegelände traf Gutjahr auf der Badewiese dann auch gleich auf mehrere Gäste, die offensichtlich vor hatten zu lagern. Das wurde ihnen von dem Polizeibeamten jedoch untersagt. Zwei Personen hatten ein Zelt aufgestellt und Feuer gemacht, sie wurden angezeigt. "Im Juli habe ich über 60 so genannte Natur-Ordnungswidrigkeitsanzeigen vorgelegt", sagt Gutjahr, "und ich bin ja nur sporadisch am Baggersee."
Entlang eines illegalen Rundwegs, der laut Gutjahr eigentlich gar nicht existieren dürfte, sind die vielen Lagerplätze, auf denen seit Jahren immer wieder campiert wird und kaum noch Gras wächst, nicht zu übersehen. Feuerstellen mit Durchmessern von teilweise über einem Meter, gedankenlos genau unter Bäumen angelegt, sind angesichts der Trockenheit eine Gefahr für das ganze Gebiet. Auffallend sind zertrampelte Lagerplätze mit Pfaden zu einem leicht zu überquerenden Altrheinarm. Von hier aus ist es einfach, zu den Waldwegen zu kommen, wo viele Besucher das dort herrschende Halteverbot trotz nicht zu übersehender Schilder einfach ignorieren.
Gutjahr sagt, "die Leute wissen vom Verbot, aber sie spielen beim Kontrollgang den Unwissenden". Der Beamte berichtet weiter, dass die Schäden früher in diesem Gebiet viel geringer gewesen seien. Von der ehemaligen Leitung der Kiesfirma seien künstliche Hindernisse geschaffen worden, die das Begehen des Naturschutzgebietes erschwerten. Heute jedoch kümmere sich keiner mehr darum. Mit den Jahren seien die Hindernisse gewaltsam entfernt worden. Über 50 Prozent der Besucher des Baggersees würden aus Freiburg kommen, viele davon würden in das Schutzgebiet gehen und Tiere stören. Immer wieder würden Schlauchboote durch das Schutzgebiet fahren. Auch die Bootsfahrer werden von Gutjahr darauf hingewiesen, dass das Befahren des Baggersees verboten ist.
Der Polizeihauptmeister hält es für wichtig, dass bei der Badewiese Toiletten aufgestellt werden. Am Badesee in Jechtingen habe sich das bewährt. Auch die Gemeinde- und Forstverwaltung solle mehr Präsenz zeigen. Den Menschen müsse klar werden, dass ein solches Kleinod wie der Rappennestgießen geschützt werden müsse. Das Gebiet sei ein charakteristischer Teilbereich der Oberrheinebene mit Quellteichen, Schluten, Altwassern, Uferzonen und Wald, eine naturnahe Landschaft von besonderer Eigenart und Schönheit, ein Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen mit seltenen zum Teil vom Aussterben bedrohten Arten. Auch beim zuständigen Polizeirevier in Breisach weiß man um die Problematik. Doch ohne eine umfassende Gesamtlösung für das Gebiet, die auch eine Parkraumbewirtschaftung vorsehe, sieht Revierleiter Bertold Bock nur geringe Eingriffsmöglichkeiten für die Polizei, zumal er nicht über genügend Personal für umfassende Kontrollen verfüge. Eine solche Gesamtlösung strebt auch die Stadt Vogtsburg an, auf deren Gemarkung der Baggersee liegt. Laut Bürgermeister Gabriel Schweizer hätten bereits erste Gespräche zwischen Gemeinde, Polizei und Kieswerkbetreiber stattgefunden.
Auch Schweizer ist mit der Situation am Baggersee, wie sie sich in diesem Sommer darstellte, "absolut unzufrieden". Der heiße Juli und die Tatsache, dass die Seen im Elsass in diesem Jahr gesperrt worden seien, hätten dazu geführt, dass deutlich mehr Badegäste nach Burkheim kommen. Es existiere allerdings bereits eine Rechtsverordnung, die den Badebetrieb regle. Zahlreiche Hinweisschilder würden darüber aufklären.
Der Bürgermeister appelliert eindringlich an die Besucher, sich an diese Regeln auch zu halten. Verstärkte Kontrollen seien — auch auf den Zu- und Abfahrtswegen — vorgesehen. Für das nächste Jahr soll dann von Naturschutz, Polizei, Kieswerkbetreiber und Stadt ein umfassendes Gesamtkonzept für die Nutzung des Baggersees entwickelt werden. Dazu gehöre dann wohl auch eine neue Parkregelung. Übergriffe sollen insgesamt erschwert werden.
Der Betriebsleiter des Kieswerks, Heinz Barz, kritisiert ebenfalls, dass viele Badegäste die zahlreichen Hinweisschilder einfach ignorieren würden. An Wochenenden würde das Betriebsgelände regelmäßig in Beschlag genommen. Es komme zu Sachbeschädigungen. Am Montag müssten die Arbeiter erst einmal das Gelände vom Unrat befreien. Selbst während der Betriebszeiten würden die Leute auf das Betriebsgelände kommen und nicht zuletzt sich selbst damit in Gefahr bringen. Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, andernfalls werde das gesamte Gelände abgesperrt.

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