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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 23. Oktober 2004

RHEINGEFLÜSTER
Jodtabletten zur Beruhigung?

In wenigen Wochen können die Bürgerinnen und Bürger von Breisach und den Stadtteilen in den Apotheken vor Ort kostenlos Jodtabletten abholen. Sie sollen von Menschen, die noch keine 45 Jahre alt sind, nach einem größeren Störfall in einem Kernkraftwerk - mit radioaktiver Strahlung - möglichst bald eingenommen werden. Dann, so sagt die Strahlenschutzkommission des Bundes, ist die Schilddrüse bereits mit Jod gesättigt und nimmt kein radioaktives Jod mehr auf. Für Bürger über 45 Jahren gilt diese Empfehlung übrigens nicht. Bei dieser Altersgruppe könnten nämlich die Nebenwirkungen der Jodtabletten schlimmer als die radioaktiven Strahlen sein. 

Was will uns die Strahlenschutzkommission mit der Verteilung der Jodtabletten sagen? Will sie die Bürgerinnen und Bürger dieser Region beruhigen oder ihnen klar machen, dass sie in einem gefährlichen Gebiet wohnen? Wer kürzlich in Oberrotweil die Berichte von Bürgern aus Weißrussland gehört hat, die auch 18 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl immer noch über verseuchte Landstriche, kranke und geschwächte Kinder sowie über Krebsgeschwüre aller Art klagen, der kann über die Verteilung der Jodtabletten wohl nur den Kopf schütteln. Sollte es in dem elsässischen Kernkraftwerk Fessenheim wirklich einmal einen Super-GAU geben, dann nützen den Menschen im rund 10 Kilometer entfernt liegenden Breisach sicherlich auch Jodtabletten nichts mehr. Das einzige, was wirklich helfen kann, ist, den äußerst störanfälligen Reaktor abzuschalten. 

gz

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