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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 18. Februar 2006

Störfälle als Test des Warnsystems?

Chef des Kernkraftwerks sieht Fessenheim bis mindestens 2020 am Netz

Bildunterschrift
Kein Gedanke an Abschalten: Fessenheim bleibt mindestens bis 2020 am Netz. 

(FOTO: BAMBERGER)

Von unserer Korrespondentin Bärbel Nückles

FESSENHEIM. Bis mindestens 2020 wird das Kernkraftwerk Fessenheim am Netz bleiben. Eine Atomanlage neuen Typs als Nachfolgerin der beiden heutigen Druckwasserreaktoren sei jedoch nicht geplant, versicherte jetzt Kraftwerksdirektor Joseph Sanchez.
Maßgeblich für eine Korrektur der Laufzeit sind die Zehnjahresinspektionen. Als Fessenheim Ende der 70er-Jahre als erstes französisches Kernkraftwerk ans Netz ging, wurde die Lebensdauer der Anlage auf 40 Jahre festgelegt. Doch die Anlage muss bei jeder Inspektion ihren guten Zustand erneut unter Beweis stellen. In vier Jahren steht der nächste Termin an.
Die beachtliche Zahl der Störfälle, die aus Fessenheim vermeldet werden, sind für die Bevölkerung am Oberrhein zwar ein steter Grund der Sorge. Doch für Sanchez beweisen sie nur, wie gut die Warnsysteme funktionieren: “Wenn die Basis funktioniert, können wir uns auf die Meldedetektoren verlassen.” 32 Zwischenfälle auf Stufe 0, fünf auf Niveau 1 der internationalen Skala für meldepflichtige Störfälle registrierten die Sicherheitssysteme 2005. Zwei Störfälle auf Niveau 2 betrafen, weil es sich um technische Grundfehler handelte, auch andere Kraftwerke im französischen Atompark: Im Notfall wäre die Leistung der Wasserpumpen im Notkühlsystem zu schwach gewesen.
Die 11,8 Terawattstunden Strom, die die EdF in Fessenheim 2005 produziert hat, entsprechen 80 Prozent des Elektrizitätsbedarfs des ganzen Elsass´ . Mit Strom aus Fessenheim kochen und waschen nicht nur französische Haushalte. Von Beginn an bestehen Lieferverträge mit zwei Schweizer Stromversorgern und der deutschen EnBW, die zusammen knapp ein Drittel der Produktion abnehmen. Aus französischer Sicht tragen diese beiden Partner das wirtschaftliche Risiko des Kraftwerks mit. Sanchez spricht deshalb auch von einer trinationalen Anlage. Zwischen EdF und EnBW, an deren Kapital EdF 45 Prozent hält, wird inzwischen auch Personal ausgetauscht. 

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