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Fessenheim

Badische Zeitung vom Montag, 10. April 2006

“Auch Breisach sollte besser informiert werden”
Maurice Zimmerlé, Bürgermeister von Neuf-Brisach, nimmt Stellung zum Atomkraftwerk Fessenheim

Von unserem Redakteur Gerold Zink
BREISACH/NEUF-BRISACH. Maurice Zimmerlé, Bürgermeister von Neuf-Brisach, will sich dafür einsetzen, dass Breisach künftig monatlich von der Verwaltung des Kernkraftwerkes in Fessenheim über Vorfälle informiert wird. Dies erklärte Zimmerlé in der gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Breisach und Neuf-Brisach.
Der Breisacher Gemeinderat hat schon vor einiger Zeit die Abschaltung des elsässischen Atomreaktors gefordert. Vor kurzem hat die Breisacher SPD-Fraktion darüber hinaus den Antrag gestellt, dass Breisach dem trinationalen Atomschutzverband (Tras) beitritt. Diese Vereinigung, die in Basel ihren Sitz hat, verfolgt das Ziel, auf juristischem Wege die Stilllegung des AKW in Fessenheim zu erreichen. Jüngst ist auch die Stadt Freiburg der Initiative beigetreten. In der gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Breisach und Neuf-Brisach bat Breisachs Bürgermeister Alfred Vonarb Zimmerlé, seine Sicht der Dinge zu schildern. Zimmerlé arbeitet zwar nicht im Atomkraftwerk Fessenheim, als Vorsitzender eines in Fessenheim ansässigen Zweckverbandes kennt er sich in der Gemeinde allerdings natürlich sehr gut aus.
Zimmerlé kam dem Wunsch nach, legte jedoch Wert darauf, dass es sich um eine persönliche Stellungnahme und nicht um die Sicht der Gemeinde Neuf-Brisach handelt. Zunächst wies er darauf hin, dass 660 Menschen in dem Atomkraftwerk beschäftigt sind. Seit den 70er-Jahren werde in Fessenheim Strom erzeugt, die damals erteilte Genehmigung sehe einen Betrieb von 40 Jahren vor. Damit drohe dem Atomkraftwerk 2011 die Abschaltung. Eine Vereinbarung, nach der am selben Standort ein neues Kraftwerk gebaut werden könnte, gebe es nicht. Die EDF, die das Atomkraftwerk betreibe, habe nun in Paris den Antrag gestellt, die Laufzeit um weitere 10 Jahre zu verlängern. Bis Ende des Jahres werde darüber wohl entschieden. Zimmerlé betonte, dass es vor allem in der Schweiz und in den USA ältere Reaktoren dieses Typs gebe. In den USA sei die Betriebsgenehmigung erst kürzlich nach einer großen Überprüfung sogar auf 60 Jahre verlängert worden. Insgesamt produzierten weltweit rund 50 Reaktoren des in Fessenheim verwendeten Typs Strom.
Laut Zimmerlé ist das Atomkraftwerk in Fessenheim sowohl gegen ein starkes Erdbeben als auch vor Überschwemmungen geschützt. An der Hülle des AKWs seien wohl immer wieder kleine Risse aufgetreten, diese hätten sich allerdings nicht vergrößert. Es war Zimmerlé anzumerken, dass er das Kernkraftwerk insgesamt für sicher hält. Die Gefahr eines Terroranschlags dürfe aber nicht verharmlost werden. Darüber hinaus sei es sicher sinnvoll, sich um erneuerbare Energieformen zu kümmern. Das Kernkraftwerk in Fessenheim liefert 85 Prozent des elsässischen Energiebedarfs, ließ Zimmerlé weiter wissen. 17 Prozent der Produktion würden nach Deutschland und 15 Prozent in die Schweiz exportiert.
Alle Gemeinden, die im Umkreis von 10 Kilometern an dem Reaktor liegen, werden von der Direktion des Atomkraftwerkes laut Zimmerlé wöchentlich in einer Mitteilung über Vorkommnisse informiert. Kommunen, die weiter entfernt seien, würden monatlich ein Schreiben erhalten.
“Ich würde es sinnvoll finden und werde mich dafür einsetzen, dass auch Breisach besser informiert wird”, sagte Zimmerlé, der es persönlich auch begrüßen würde, wenn ein Vertreter von Tras in der Überwachungskommission dabei wäre. “Denn es ist sicherlich nicht schlecht, wenn ein gewisser Druck da ist, dass in dem Atomkraftwerk nichts falsch gemacht wird”, fügte er hinzu.

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