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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Mittwoch, 14. März 2007

Haltung der Kirche im Kampf gegen Kernkraft
Dokumente an Archiv

Bildunterschrift

Günter Richter (rechts) übergab an Kurt Schmidt Dokumente zur Haltung der Kirche im Kampf gegen ein Kernkraftwerk Wyhl.

(FOTO: HÜGE)

WEISWEIL (hü). Fünf gut gefüllte Leitz-Ordner sind seit Sonntag im Archiv der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Sie dokumentieren die Haltung der evangelischen Pfarrer und ihrer Unterstützung der Menschen, die einst gegen das Kernkraftwerk in Wyhl eintraten.

Die Übergabe der Dokumente aus der heißen Zeit im Kampf gegen den Bau des Kernkraftwerks in Wyhl wurde zwei Mal gewürdigt: Zuerst in einem Gottesdienst, dann im Bürgersaal des Rathauses in unmittelbarer Nachbarschaft des Archivraums. Günter Richter, Pfarrer in Ruhestand und in den 70er Jahren in Weisweil im Dienst, brachte seine gesammelten Aufzeichnungen aus der Zeit mit und übergab sie an den Verantwortlichen im Archiv, BI-Sprecher Kurt Schmidt.

Der Gottesdienst erinnerte an den Vortrag von Professor Hans Klumb, der vor 35 Jahren, im Februar 1972, im Weisweiler Gemeindehaus einen Vortrag mit dem Titel "Die Zukunft Weisweils im Schatten des Atomkraftwerks" hielt. Er öffnete den Menschen im Ort die Augen für die Gefahren. Günter Richter hielt die Predigt, Theodora Pitzke und Berthold Schneider, heute Pfarrer im Ruhestand und damals in Kenzingen, gestalteten ihn mit. Der Herbolzheimer Posaunenchor übernahm die musikalische Begleitung.

Waltraud und Bernd Nössler erzählten, warum sie sich engagierten. "Lasst uns nicht müde sein, bis Fessenheim still gelegt ist", forderte Richter die Anwesenden auf. Die Kollekte soll bei der Fortsetzung des Mahnwegs im April an Betreuer von Tschernobyl-Kindern übergeben werden. Sie brachte am Sonntag in Weisweil 780 Euro ein.

Mit einem kleinen Bollerwagen, begleitet von vielen Gästen zu Fuß, wurden die Akten von der Kirche zum Archivraum im Rathaus gefahren. Dort gab es einen Empfang, zu dem viele frühere Aktive kamen, und noch einmal Reden, von Günter Richter und Erhard Schulz, dem Sprecher der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen, von Kurt Schmidt, von Weisweils Bürgermeister Oliver Grumber und von Theodora Pitzke. Die Tochter von Professor Klumb, Barbara Berger-Klumb, brachte es auf den Punkt, was viele Anwesenden bewegte. "Heute kann man hier stehen, es genießen und schön finden — damals sah es ganz anders aus", erinnerte sie.

Das Archiv, in dem die Zeit dokumentiert ist, wird übrigens rege genutzt. Viele Studenten kommen, die an einer Zulassungsarbeit schreiben, und immer wieder Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, die an ihrer Promotion oder Habilitation arbeiten.

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