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Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 17. März 2007

"Wir müssen zusammenkommen"
Antrittsbesuch in Fessenheim: Heitersheim möchte dem grenzüberschreitenden Zweckverband "Mittelhardt-Oberrhein" beitreten

Bildunterschrift

Nicht nur Gastgeschenke kamen beim ersten deutsch-französischen Treffen in Fessenheim auf den Tisch. Aber die Verantwortlichen (von links) Alain Föchterlé, Jürgen Ehret, André Onimus und Maurice Zimmerlé hielten das kontroverse KKW-Thema aus und wollen sich in Heitersheim wieder sehen.

(FOTO: SABINE MODEL)

Von unserer Mitarbeiterin Sabine Model

HEITERSHEIM/FESSENHEIM. Seit fast zehn Monaten führt die Erich-Dilger-Brücke Gemeinden diesseits und jenseits des Rheins zusammen. Fünf Millionen kostete das Projekt die EU, Deutschland und Frankreich. Die Chancen für die Region sind indes kaum zu beziffern. Daran möchte jetzt auch die Malteserstadt partizipieren und dem grenzüberschreitenden Zweckverband "Mittelhardt-Oberrhein" beitreten.

Bei einem Antrittsbesuch in Verwaltungsgebäude in Fessenheim erfuhr der Heitersheimer Gemeinderat vom Präsidenten des Gemeindeverwaltungsverbandes "Essor du Rhin", André Onimus, dass der Gewerbepark Breisgau dazu einen von seinen vier Sitzen abgeben würde. Die Anfrage müsse an den Zweckverband gehen, der alle Mitglieder befrage. Das Procedere dauere ungefähr sechs Monate. "Wir sehen kein Problem", versicherte der Präsident. "Jetzt haben wir die Brücke und müssen zusammenkommen." Münstertal bemühe sich ebenfalls darum.

Viel Interessantes sei schon in Bewegung gekommen. Fünf Verbände arbeiten an einer gemeinsamen Touristikkarte von Belchen (Vogesen) zu Belchen (Schwarzwald) und an einem grenzüberschreitenden Veranstaltungskalender. "Essor du Rhin" setze 94 Prozent aller geplanten Projekte auch um. Eines aber habe man nicht im Griff: An der Straße entlang des Kanals werde 90 Prozent deutscher und zehn Prozent Schweizer Müll eingesammelt. Das müsse man miteinander lösen. Ein weiteres Problem sei die Verständigung, so Onimus. Deutsch habe im Elsass an Bedeutung verloren. Englisch sei auf dem Vormarsch. Man wolle aber die deutsche Sprache und Mundart wieder forcieren mit Kursen und Partnerschaften. Im Kindergarten, ergänzte "Essor du Rhin"-Direktor Maurice Zimmerlé, sei es bereits möglich, zweisprachig erzogen zu werden. Stadtrat Harald Höfler berichtete von dem deutschen Grundschulkonzept, das Französisch zur Pflicht macht. Von den Eltern werde das angesichts der Weltsprache Englisch immer wieder hinterfragt. "Schade, wenn die Eltern das nicht begreifen", fand André Onimus. "Nur wenn alle ein bisschen Deutsch und Französisch lernen, wachsen wir zusammen."

"Was jetzt durch die Brücke entsteht, habe ich so nicht erwartet", gestand Bürgermeister Jürgen Ehret. "Als Kind hat man mir noch Angst gemacht vor den Franzosen. Heute haben wir die Chance, die Metropolregion an der Basis mit Leben zu erfüllen." Er bedaure, dass er die Sprache nicht beherrsche. Aber immerhin grenze die Rheinwald-Enklave von Heitersheim direkt an die Gemarkung Fessenheim.

Nicht ausgespart wurde das Thema Kernkraftwerk. Der Bürgermeister von Fessenheim, Alain Föchterlé, schilderte die Geschichte des 30 Jahre alten KKW. Derzeit zählt es 660 Mitarbeiter, von denen 203 in Fessenheim wohnen, davon vier Gemeinderäte. Sie seien ein Garant für Sicherheit, denn sie haben dort Familien. Von 2300 Fessenheimern leben somit ungefähr 800 vom KKW.

Alle sechs Monate komme ein Gremium mit französischen und deutschen Bürgermeistern sowie der Presse zusammen, um Bericht zu geben, so Föchterlé. Alle 15 bis 18 Monate werde ein Reaktor zur Überprüfung abgestellt. Alle zehn Jahre gibt es eine fünfmonatige Generalüberholung. Die nächste 2009/2010. Da alle 58 französischen Reaktoren den Sicherheitskriterien des Stromkonzerns EdF unterliegen, werde jede Unregelmäßigkeit an einem Reaktor bei allen abgefragt.

Neben dem Kontrollraum wurde ein zweiter Kontrollraum für Simulations- und Ausbildungszwecke gebaut, in dem das Personal drei Jahre lang geschult werde. Der Strom gehe zu 17 Prozent nach Deutschland und zu 15 Prozent in die Schweiz. Im Übrigen zahle man auch im Elsass Strompreise wie in ganz Frankreich, räumte Föchterlé mit einem Gerücht auf. "Wir wollen, dass das KKW läuft, solange es sicher ist", endete er.

"Für mich ist es jetzt schon unsicher genug", bezog Stadtrat Harald Höfler, unterstützt vom Fraktionskollegen Dieter Hennig, Position. "Einige von uns sind Mitglied des Tras (Trinationaler Atomschutzverband) und wollen das KKW so schnell wie möglich abschalten. Denn es gibt Fragen der Überwachung und Entsorgung, die auch Sie nicht beantworten können." Onimus empfahl, im Informationsgebäude des KKW Fessenheim weitere Fragen zu stellen und nahm die Gegeneinladung nach Heitersheim gern an.

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