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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Donnerstag, 24. Mai 2007

Wie sicher ist das AKW Fessenheim?
Der Bürgermeister des elsässischen Atomkraftwerk-Standorts, Alain Föchterle, stand beim CDU-Stadtverband Rede und Antwort

WALDKIRCH. Der CDU-Stadtverband begrüßte zu einem Vortrag den Bürgermeister von Fessenheim, Alain Föchterle. Es ging dabei nicht darum, die Argumente für und wider Atomkraftwerke wiederzugeben, sondern um die Vorgeschichte und jetzige Situation des Atomkraftwerkes (AKW) Fessenheim.

Auslöser für den Bau dieses AKWs 1977 war die Ölkrise 1973, so Föchterle. Für Fessenheim sei das Kraftwerk der Electricité de France (EDF) ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Neben 10,5 Millionen Euro Gewerbesteuer seien von den 660 Beschäftigten fast ein Drittel aus Fessenheim. Auch die EnBW erhalte aus Fessenheim Strom. Föchterle sagte, dass die EdF die Sicherheit ihrer Kraftwerke sehr ernst nehme: Alle 18 Monate gebe es strenge Prüfungen, bei Problemen würden auch die deutschen Behörden umgehend informiert. Das Kraftwerk könne innerhalb von 30 Sekunden abgeschaltet werden.

Alain Föchterle erklärte anhand der internationalen "Ines--Skala" mögliche Unfälle und Probleme. Die Skala beginne bei Stufe I "Störung" und reiche bis Stufe VII "Größter anzunehmender Unfall" (GAU). In Fessenheim habe es bisher nur Störfälle bis Stufe II gegeben, die "nie eine Gefahr für die unmittelbare Umwelt waren", so der Bürgermeister; dies wäre ab Stufe IV der Fall. Alle sechs Monate fände ein Treffen von französischen und deutschen Bürgermeistern, Werkdirektor, Vertretern von Départment und Naturschutz statt, wo man die aktuelle Situation des AKW bespreche. Dann werde ein französisches AKW alle zehn Jahre abgeschaltet und auf seine Sicherheit überprüft, welche "oberste Priorität" habe. Dennoch leugnete Föchterle nicht, dass "natürlich jeder Fessenheimer im Besitz einer Jodtablette ist" und er in seinem Ehrenamt für Evakuierungs- und Unfallübungen zuständig sei. In der Aussprache gab es Fragen nach Vorkehrungen, falls das AKW Ziel eines Terroranschlages werde und nach möglicher Erdbebengefahr. Vorkehrungen im Bau, so Föchterle, hielten Erdbeben in der Region stand. Ob dieser Schutz aber bei außergewöhnlichen starken Erdbeben hält, könne er nicht garantieren. Kritisiert wurde von einem Zuhörer die Argumentation der Atom-Lobby, die die Argumente der AKW-Gegner nicht ernst nehme und damit die Ablehnung der Kernkraft noch fördere. Übereinstimmung fand man darin, dass Frankreich mit seiner Atompolitik geringere Co-2-Werte bei der Stromerzeugung aufweise als andere europäische Länder. Die CDU solle gerade aufgrund des Klimawandels prüfen, ob es nicht besser wäre, ein sicheres Atomkraftwerk ein paar Jahre länger laufen zu lassen als bis zu dem von "Rot-Grün" beschlossenen Zeitpunkt.

 © 2007 Badische Zeitung 

Kommentar Gustav Rosa - Breisach-Niederrimsingen: Dieser Bericht unterstreicht ein Mal mehr den Versuch, wirtschaftliche Interessen (der Atomlobby) parteipolitisch einseitig (CDU) und gegen den Willen und die Ängste der unmittelbar betroffenen Bevölkerung durchzusetzen.