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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Freitag, 13. Juli 2007

IM KREIS HERUM: Klar das Ziel verfehlt
Beitrag in CDU-intern

"Wir sind gut aufgestellt" teilt der CDU-Kreisvorsitzende Thomas Krumm in der Juni-Ausgabe von "CDU-intern" den Parteifreunden und Interessenten mit. Krumm bezieht sich auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, geht auf den Wirtschaftsaufschwung in Deutschland ein und lobt die intensiven Diskussionen der CDU-Führungskräften auf der Klausurtagung im Europa-Park. Grund zur Freude und Genugtuung also für den Bahlinger Unternehmer, der den CDU-Kreisverband sachlich und ruhig leitet.

Umso erstaunlicher wirken daher einzelne Äußerungen in einem "CDU-intern"-Beitrag. "Wie leben die Fessenheimer mit ihrem AKW?" fragt der emeritierte Physikprofessor Hubert Klar, Mitglied im Waldkircher CDU-Ortsverband. In seinem Artikel schildert Klar einen Besuch des Fessenheimer Bürgermeisters Alain Föchterlé bei der Waldkircher CDU. Föchterlé habe laut Klar erläutert, dass die EdF im elsässischen Fessenheim 660 Arbeitsplätze biete, 15,7 Prozent des dort erzeugten Atomstroms nach Deutschland exportiere und in Frankreich noch nie eine AKW-Störung jenseits der Stufe 2 aufgetreten sei. Auch werde ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet, behauptet Föchterlé. Klar versteht seinen Artikel wohl als Beitrag zur Versachlichung der Energiediskussion. Dazu gibt es gute Gründe. Denn in Deutschland nimmt die teils hysterische Anti-Atomenergie-Politik ja durchaus Glaubenszüge an. Und sie ist im "Wyhl-Landkreis" besonders seit Tschernobyl geprägt von apokalyptischen Warnungen: Die Urängste vor der Kernspaltung, die Sehnsüchte nach einem ungefährlichen, naturverträglichen Energieparadies verfehlen rechtsrheinisch ihre Wirkung nicht.

Warum aber lässt sich der einst in Freiburg lehrende Naturwissenschaftler dazu hinreißen, die Menschen in ein falsches Licht zu rücken, die sich in Südbaden seit vielen Jahren aus ebenfalls guten Gründen kritisch mit der Atomenergie auseinander setzen? Klar zitiert Föchterlé so: Der Fessenheimer Bürgermeister "erwähnte auch mittelbare Gefahren (für Fessenheim), die von so genannten Bürgerinitiativen, den Sammelbecken von grünen Politclowns und Terroristen, ausgehen". Welches verquere Weltbild kommt denn da ans Licht? Diese Diffamierung ist ein starkes Stück. Doch es kommt noch stärkerer Tobak. In der CDU-Versammlung sei auch über den neuen französischen Präsidenten Sarkozy gesprochen worden, schreibt Klar. Und er formuliert — ohne Quellenangabe — wörtlich: "Sarkozy plant neue AKWs mit deutscher Beteiligung in Frankreich und wird für einen ungestörten Betrieb aller AKWs und für reibungslose Castortransporte sorgen, ggf. mit dem Hochdruckreiniger".

Zum Glück sind in Deutschland und Frankreich die Zeiten solcher "Säuberungen" vorbei. Die CDU, gut aufgestellt? Wer diesen Artikel gelesen hat, kann Zweifel bekommen. Offenbar ist noch nicht bei allen in der Kreis-CDU angekommen, dass Ministerpräsident Oettinger auch die Grünen als Koalitionspartner gewinnen möchte. Und die sind ja bekanntlich entschiedene Gegner der Atomenergie. Verteufelung Andersdenkender war noch nie ein guter Ratgeber.

Hans-Jürgen Truöl

 © 2007 Badische Zeitung