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Fessenheim

Badische Zeitung vom Mittwoch, 5. Dezember 2007

Die Kontrolleure wollen öfter vorbeischauen

Viele Pannen im Atomkraftwerk Fessenheim sorgen dafür, dass 2007 weniger Strom produziert wird

Bildunterschrift

Zu viele Pannen gab es im Atomkraftwerk Fessenheim — auch nach Ansicht der französischen Aufsichtsbehörde.

(FOTO: BAMBERGER)

Von unserer Korrespondentin Bärbel Nückles

COLMAR. Selbst der französischen Sicherheitsbehörde scheint der Zustand des Kernkraftwerks Fessenheim nicht mehr ganz geheuer zu sein. Warum sonst sollte Straßburger Kontrollbehörde, die für die beiden Atomkraftwerke in Lothringen und dem Elsass zuständig ist, häufigere Kontrollen für das kommende Jahr ankündigen? Genau das ist jetzt in der Sitzung der Fessenheimer Überwachungskommission in Colmar geschehen.

In der Tat, die Zwischenfälle mehren sich. Allein 40 Pannen sind seit Jahresbeginn registriert worden, sechs davon auf der sieben Stufen zählenden internationalen Störfallskala mit eins eingestuft. Ursache in den meisten Fällen waren Bedienungsfehler.

Vergangene Woche beispielsweise wurden vier Beschäftigte einer Firma verstrahlt, die regelmäßig auf dem Gelände in Fessenheim arbeitet. AKW-Direktor Philippe Bainier erklärte dazu der Kommission: "Aus Gründen, die bislang nicht geklärt werden konnten, ist es auf dem Gelände zu einer Kontaminierung gekommen." Bis in zwei Monaten werde Kraftwerksbetreiber EdF aber der Aufsichtsbehörde einen ausführlichen Bericht vorlegen. Die lange Reihe der Vorfälle wirkt sich auch auf den Kraftwerksbetrieb selbst aus: Weil immer wieder abgeschaltet werden musste — auch wegen Austausches der Brennstäbe — wird die Stromproduktion 2007 wohl deutlich unter dem jährlichen Durchschnitt bleiben. Bainier: "Das war für Fessenheim kein sehr gutes Jahr."

In der Kommission kam auch das Thema Erdbebensicherheit zur Sprache. Ein Kernphysiker hatte erklärt, es müsse "mit heutigen Messmethoden doch möglich sein, genau vorherzusagen, was ein Erdbeben im Bereich des AKW bewirken würde". Alain Liger von der Aufsichtsbehörde in Straßburg wehrte solche Vorschläge ab, weil sie nicht ins nationale Schema der Sicherheitspolitik passten. Eine Sonderstudie zu Fessenheim sei jedoch auch nicht vorgesehen. Vorarbeiten gibt es schon: Das Straßburger Geophysische Institut hat eine allgemeine Studie zur Erdbebengefahr am Oberrhein vorgelegt, aber seine Erkenntnisse nicht auf die Verhältnisse unter dem Gelände des AKW Fessenheim heruntergebrochen.

Über den Weiterbetrieb von Fessenheim wird die Zehnjahresinspektion der beiden 30 Jahre alten Reaktoren entscheiden, die voraussichtlich in den Jahren 2008 und 2009 erfolgen soll.

 © 2007 Badische Zeitung