Baggersee

Bericht

Aktuell   

Öffentliche Sitzung des Ortschaftsrats Niederrimsingen
27. Juni 2001

Bericht zu Top 1 bezüglich Freizeitbetrieb am Rimsinger Baggersee

Als erstes möchte ich mich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass dem Thema Rimsinger Baggersee endlich die Aufmerksamkeit wiederfährt, die es schon seit langem verdient haben sollte und müsste. Es wurde in der Vergangenheit zwar sehr viel darüber gesprochen (die Diskussionen erstreckten sich vom Stammtischgespräch über lokale Presseberichte bis hin zum Rundfunk-, Fernseh- und Internetauftritt). Dabei sind einige sinnvolle aber auch sehr viele unsinnige Worte gefallen. Es wurden private Initiativen gestartet, sogar Behörden eingeschaltet. Was ist dabei herausgekommen? Nichts! Die Situation im Bereich des Baggersees spitzt sich von Jahr zu Jahr stärker zu. Das Schöne, das von der überwiegenden Mehrheit der Besucher erhalten werden will, wird zunehmend von einer Minderheit durch Vandalismus und Ignoranz zerstört. Inzwischen ist in diesem Bereich ein rechtsfreier Raum entstanden, dem in bestimmten Situationen sogar die Polizei machtlos gegenübersteht! Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie sich das weiter entwickeln könnte, wenn nicht bald etwas dagegen unternommen wird.
In der jüngsten Vergangenheit habe ich immer nur Ausflüchte und Entschuldigungen oder gar Drohungen gehört: "Da kann man nichts machen!", "Das ist Sache des Kieswerkbetreibers!", "Da gehen nur Asoziale hin!", "Wenn der Müllberg am See nur groß genug ist, dann wird auch niemand mehr kommen!", "Dafür sind wir nicht zuständig!", "Dann wird der See halt dicht gemacht!"... Mit dieser Einstellung wird das Problem nie gelöst werden können - im Gegenteil: So werden Konflikte erst recht herauf beschworen!
Ebenso wenig werden die positiven Aspekte erkannt und berücksichtigt: Der Baggersee verleiht unserer Region einen Bekanntheitsgrad, für den so manche Gemeinde riesige Werbungskosten investieren würde. Davon profitieren schon heute in Nieder- und Oberrimsingen, aber auch in Gündlingen neben der Kiesindustrie auch Gastronomie und Handel. 
Der Baggersee ist auch ein wichtiger sozialer Treffpunkt. Hier werden Freundschaften gepflegt, die vor allem Einwohner aus der unmittelbaren Umgebung verbinden, die aber auch weit über den Rand unserer Ortsteile hinweg bis ins Elsass und in die Schweiz reichen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene genießen hier gemeinsam unvergessenen Stunden der Erholung. Die Freunde des Baggersees bilden eine riesengroße Familie, der eine nicht zu unterschätzende soziale Bedeutung zufällt. Und wer dies alles nicht wahrhaben will, der sollte bitte einmal nachsehen, wer alles mit seiner Unterschrift die Aktion der Interessensgemeinschaft unterstützt hat. Dies beweist, dass Handlungsbedarf besteht. Dies beweist auch, dass wir Politiker gefordert sind, Lösungen zu erarbeiten. Das sind wir allen Interessensgruppen schuldig. Wir müssen die Kompromisse finden, die bisher nicht gesucht wurden. Vor allem aber müssen wir - und damit meine ich jeden Einzelnen von uns - zu der Überzeugung gelangen, dass es unsere Pflicht ist, Verantwortung zu übernehmen: Verantwortung für unser Dorf, für die Menschen und - vor allen Dingen - für die Natur. Nur wenn diese Einsicht endlich bei uns allen einkehrt, nur dann werden wir gemeinsam die richtigen Lösungen finden können.

Der überwiegende Teil der Freizeitnutzer verhält sich umweltbewusst und eigenverantwortlich. Darum darf es nicht so weit kommen, dass eine Handvoll – ich greife hier gerne die von einem engagierten und umweltbewussten Mitarbeiter des Breisacher Rathauses geäußerte saloppe Bezeichnung Naturjunkies auf – dass diese Minderheit eine Idylle zerstört, die so im weiten Umkreis nicht wieder zu finden ist. Vor allem sind es die nächtlichen Aktivitäten, die am nächsten Morgen ein Bild der Verwüstung bieten. Von kleinen Grill- und Familienfeiern über Zeltlager bis hin zu riesigen Klassen- oder gar Schulfesten – es hat sich herum gesprochen, dass man an heißen Sommernächten am Rimsinger Baggersee ungestört – entschuldigt den Ausdruck – „die Sau raus lassen“ kann! Da ist weit und breit kein Schild vorhanden, das darauf hinweist, was verboten und was erlaubt ist. Das einzige Verkehrszeichen am Ortsende, das die Zufahrt verbietet, wurde inzwischen auch umgefahren!

Darum zum Abschluss folgendes Resümee: In den vergangen 30 bis 40 Jahren wurden Tatsachen geschaffen, die nicht mehr aus der Welt zu drängen sind. Jetzt gilt es, das Positive zu erhalten und zu fördern, das Negative einzudämmen und abzuschaffen. Dabei sollten alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt werden, aber auch das ungeschriebene Recht berücksichtigt werden. Vor allem muss aber einem Recht Vorrang gegeben werden: Dem Recht der Vernunft!

Es hat sich in der Politik - sowohl in der großen, wie auch in der kleinen - eingebürgert, unangenehme Dinge zu vertagen, zu verdrängen, zu vergessen, tot zu schweigen, auszusitzen... Dafür gibt es ein schönes altes deutsches Sprichwort: „...den Dreck unter den Teppich zu kehren!“ Das trifft auf unseren Baggersee im vollsten Sinne des Wortes zu. Und da möchte ich gleich ein zweites schönes altes deutsches Sprichwort hinzufügen: „Das stinkt zum Himmel!“ Jetzt ist der Gestank auch bis zum Rathaus vorgedrungen. Und da hilft es nicht mehr, ganz einfach Türen und Fenster zu schließen. Wir müssen raus und die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken - damit wir am Ende alle wieder frei atmen können. Einige wenige haben damit schon angefangen. Wann folgen die anderen?

Ich danke für eure Aufmerksamkeit

Gustav Rosa – Ortschaftsrat

P.S.
Kurz vor dieser Sitzung war ich am Baggersee und habe die Folgen der Abifete des Breisacher Gymnasiums von der letzten Nacht begutachten können. Es ist unmöglich, den neuen Müll von dem schon da gelegenen zu trennen und bestimmten Personen oder Gruppen zuzuordnen. Durch den engagierten Einsatz von ein paar Einzelpersonen konnte die Müllschwemme im letzten Jahr einigermaßen eingedämmt werden. Dies beweist, dass auch kleine Schritte etwas bewegen können. Jetzt müssen die großen Schritte folgen!

© 2001 Gustav Rosa