Baggersee |
Protokoll
Nr. 4 |
Öffentliche
Sitzung des Ortschaftsrats Niederrimsingen
27. Juni 2001
Anwesend: Ortsvorsteher Erhard
Bucher, die Ortschaftsräte Andrea Biehler (ab 19:10 Uhr), Tobias Ehret, Edwin
Gippert, Konrad Gippert, Wendelin Hintereck, Gustav Rosa
Protokollführer Joachim Mertins
Herr Beigeordneter Oliver Rein, EPHK Gerhard Leon
35 Zuschauer
TOP. 1 Sachstandberichte
zum Freizeitbetrieb am Niederrimsinger Baggersee:
1.) Herr Beigeordneter Oliver Rein, Stadt Breisach am Rhein;
2.) Herr EPHK Gerhard Leon, Polizeirevier Breisach am Rhein;
Ortsvorsteher
Bucher begrüßte die Herren Beigeordneter O. Rein und EPHK G. Leon.
Herr Beigeordneter Rein zeigte die Entwicklung des Badebetriebs seit 1971 bis
heute auf und nannte rechtliche Möglichkeiten.
Den Ausführunmgen zufolge entwickelte sich ein nennenswerter Badebetrieb am
damals noch idyllisch gelegenen, frei zugänglichen "Peter-See" seit
Sommer 1971. Im Jahre 1978 habe die Stadt aufgrund des großen Badeaufkommens
und um bei eventuellen Badeunfällen nicht haftbar gemacht zu werden eine
Rechts- und Polizeiverordnung erlassen, die noch heute gültig ist, wonach das
Baden und Betreten des Betriebsgeländes verboten ist. Diese Rechtsverordnung
habe aber in den Folgejahren bei weiter zunehmenden Badegästen immer weniger
Wirkung gezeigt. Mit den steigenden Besucherzahlen seien auch die Müll- und
Parkprobleme entstanden. Rücksichtslose Badegäste würden vor allem den
Betrieb des Kieswerks Hermann Peter KG zeitweise stören, dort beschäftigte
Arbeiter bedrohen und Betriebsanlagen beschädigen. Der angrenzende Wald werde
von Campern mit Unrat verschmutzt, Waldwege zugeparkt und zahlreiche
Feuerstellen wahllos angelegt. Auch die Landwirtschaft werde behindert. Geparkte
Autos versperrten den Landwirten die Wirtschaftswege zu ihren Feldern und
Feldfrüchte würden niedergewalzt. An den Zufahrtswegen aufgestellte
Verkehrsschilder seien mehrfach abmontiert oder umgefahren worden.
Dieser Entwicklung habe die Stadt Breisach a. Rh. nicht untätig zugesehen. Seit
1980 hätten immer wieder Behördengespräche zwischen Polizei, Landratsamt und
Stadt stattgefunden, ferner Absprachen zwischen Forstamt und Polizei, die 1996
einen Maßnahmenkatalog erstellten. Bereits 1983 habe man versucht,
Waldparkplätze auf der Gündlinger Seite anzulegen und seit 1996 fänden
regelmäßig "Waldputzeten" statt. Alle diese Maßnahmen hätten
allerdings nur bescheidene Erfolge gezeigt. Im Juli 2000 habe dann die
"Interessengemeinschaft Rimsinger Baggersee" (IRB) mit einer
Unterschriftenaktion auf die ungelösten Probleme erneut aufmerksam gemacht und
Vorschläge und Mithilfe angeboten. In einem weiteren Schreiben vom September
2000 wurde erstmals eine "Baggerseekonferenz" vorgeschlagen. Darauf
hin fand das Behördengespräch zwischen Landratsamt, Badischem
Gemeindeversicherungsverband, Polizei, Kieswerk Peter und Stadt Breisach a. Rh.
statt. Einig sei man sich dahin gewesen, dass der derzeitige Zustand nicht
länger tragbar ist und eine Lösung des Badebetriebes erfolgen müsse, um die
Zahl der Badenden zu reduzieren.
Herr Rein stellte fest, dass das geltende Badeverbot praktisch nicht
durchsetzbar ist, auch nicht mit polizeilichen Mitteln wie Geldbuße für
illegales Parken und Fahrzeuge abschleppen und führte die zu lösenden Probleme
einzeln auf: Müllproblem, Verkehrsproblem, Haftungsproblem, Landwirtschaft,
Kiesabbau, Interesse an Naherholung, zu viele Badende. Alle diese Faktoren
müssten in einen Interessenausgleich gebracht werden. Die Verwaltung sei
bereit, gemeinsame Lösungen zu suchen, die allerdings nicht schnell gefunden
werden könnten. Dafür sei die Problematik zu komplex. So müssten zunächst
noch Einzelgespräche mit der Naturschutzbehörde und dem Kieswerk H. Peter KG
geführt werden. Vorstellbar für die Verwaltung, neben anderen Alternativen,
sei beispielsweise auch einen Teil des Baggersees zur Nutzung freizugeben. Dies
aber nur unter der Voraussetzung, dass der Kiesabbau nicht gestört werde.
In einer schriftliche Erklärung zeigte sich Ortschaftsrat Gustav Rosa
erfreut über das Entgegenkommen der Verwaltung, eine gemeinsame Lösung zu
suchen. Diese Töne seien neu. So habe sich die Verwaltung in den letzten Jahren
nicht immer kooperativ gezeigt und durch Ausflüchte, Entschuldigungen oder gar
Drohungen die Probleme bagatellisiert. Der Niederrimsinger Baggersee sei ein
wichtiger sozialer Treffpunkt, an dem Freundschaften gepflegt werden, denen eine
wichtige soziale Bedeutung zufalle. Auch zeige die Unterschriftenaktion, dass
Handlungsbedarf bestehe.
Herr Rein sicherte zu, die IRB in künftige Gespräche einzubinden. Das immer
wieder genannte Müllproblem sei im Übrigen kein Problem des Baggersees,
sondern der Gesellschaft. Auch ahbe die Stadtverwaltung sich stets bemüht, das
Problem durch Behördengespräche und Maßnahmen in den Griff zu bekommen.
Herr EPHK Leon beantwortete vor
allem Fragen von Ortschaftsräten. Ortschaftsrat und vom Verkehrsproblem
betroffener Landwirt und Winzer T. Ehret bedauerte die geringe Präsenz und
angebliche Untätigkeit der Polizei im baggerseebereich. In seinen Ausführungen
erklärte Herr Leon, dass eine durchgehende Präsenz vor Ort nicht möglich ist,
da die Polizei Breisach a. Rh. konzeptionell und personell mit wenigen beamten
pro Schicht und an Wochenenden nicht den erforderlichen Aufwand betreiben
könne. So müssten immer weniger Beamte auf dem Revier immer mehr
Ordnungswidrigkeiten und Straftaten bearbeiten. "Recht braucht Unrecht
nicht zu weichen" erklärte Herr Leon und bat darum, die Polizei zu rufen,
wenn Straftaten festgestellt werde,. Die Polizei werde in diesen Fällen
schnellstmöglich vor Ort sein.
Ein Parkplatz in Baggerseenähe würde zumindest das wilde Parken etwas
reduzieren, sei jedoch keine Allgemeinlösung. Auch sei der immer wieder
genannte Vergleich mit dem Burkheimer Baggersee, wo inzwischen geordnete
Verhältnisse eingekehrt seien, nicht richtig. Dieser See sei viel kleiner und
weise von seiner Lage her einfachere Verhältnisse auf. Der Niederrimsinger See
hingegen habe sich trotz Polizeiverordnung immer stärker zu einem rechtsfreien
Raum entwickelt, an dem sich in den letzten Jahren Kriminelle unter die
Badegäste gemischt hätten, darunter auch Exhibitionisten. Ohne ein
schlüssiges Konzept seien die genannten Probleme nicht lösbar, auch nicht mit
polizeilichen Mitteln. Allerdings werde dies Zeit und Mühe erfordern. Lobende
Erwähnung fand die Zusammenarbeit zwischen Forstamt Breisach und Polizei.
In der anschließenden Aussprache
plädierte auch Ortsvorsteher Bucher für die Teilfreigabe des Sees zur
Badenutzung, warnte jedoch vor Illusionen und versicherte, die IRB mit zwei
Vertretern an künftigen (Behörden-) Gesprächen zu beteiligen.
Ortschafträtin A. Biehler erklärte, dass ein Parkplatz allein die Probleme
nicht lösen werde.
Von den jeweiligen Ausführungen haben die Ortschaftsräte Kenntnis genommen.
TOP. 2 Frageviertelstunde für Zuhörer
In der Frageviertelstunde
meldeten sich zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer zu Wort.
Es wurden Vorwürfe an die Polizei wegen zu geringer Präsenz am
"Peter-See" und wegen "Untätigkeit" gerichtet.
Ferner wurde auf die saisonal bedingten, teils chaotischen Parkmöglichkeiten
eingegangen; hierzu wurden Vorschläge für kostenpflichtiges Abschleppen,
Neuanlegung eines kostenpflichtigen Parkplatzes mit entsprechendem Personal und
die Einrichtung von offiziellen Bademöglichkeiten (Teilfreigabe des Sees) mit
geregeltem Zugang unterbreitet.
Auch wurde an die Behörden appelliert, das berechtigte Anliegen eines
erheblichen Bevölkerungsanteils anzuerkennen und dem bedarf nach vernünftigen
Naherholungseinrichtungen nachzukommen und den rechtsfreien Raum abzustellen..
Die Mithilfe bei der Lösung des Parkproblems (Parkordner) wurde angeboten.
Die Wortmeldungen und Anregungen der Zuhörer wurden von den Herren Rein und
Leon zur Kenntnis genommen bzw. beantwortet, auch mit dem Hinweis auf die in
TOP. 1 gemachten Ausführungen.
© 2001 Ortsverwaltung Niederrimsingen