Baggersee

Pressebericht

Aktuell  

Badische Zeitung vom Samstag, 12. Juli 2003
Jetzt gibt es am Petersee Strafzettel

Wer sich nicht an die Regeln hält, muss zahlen / Anwohner ärgern sich vor allem über Lärm, Müll und zugeparkte Wege
Von unserem Mitarbeiter Thomas Rhenisch

BREISACH-NIEDERRIMSINGEN. Der Petersee in Niederrimsingen gehört zu den beliebtesten Badeseen der Region. Doch wie so oft ist auch hier des einen Freud' zugleich des anderen Leid. Die Belästigungen, die von dem ständig anschwellenden Besucherstrom in den vergangenen Jahren für Anwohner, Landwirtschaft und Kieswerk ausgingen, nahmen derart überhand, dass sich die Stadtverwaltung dazu gezwungen sah, gegenzusteuern.
"Dabei war klar, dass bei einer Lösung des Problems der Betrieb des Kieswerks und die Interessen der Landwirtschaft Vorrang genießen", betont der Beigeordnete der Stadt Breisach, Oliver Rein.
An den Zufahrtswegen wurden Schranken installiert, die fortan den Autoverkehr zumindest in den Nächten und damit die ausufernden Partys auf dem Gelände um den See unterbinden sollten. Durch
regelmäßige Putzaktionen [1] wurde außerdem versucht, der Müllproblematik Herr zu werden. Auch wenn es in dieser Angelegenheit keinen Königsweg gebe, so seien die Erfahrungen mit den Schranken im letzten Sommer doch ermutigend gewesen, sagt der Beigeordnete. Zumindest die nächtlichen Lärmbelästigungen seien auf Niederrimsinger Seite deutlich zurückgegangen. Während der letzten Badesaison hätten sich die Schranken auf jeden Fall bewährt. Auch beim Müll hätte sich eine deutliche Verbesserung ergeben.
Dennoch sind die Probleme damit keineswegs aus der Welt geschafft. Beim Kieswerk Peter heißt es, dass sich die Situation insgesamt kaum gebessert habe. Montags nach einem warmen Wochenende sei das Gelände nach wie vor mit Abfällen übersät, häufig käme es zu Sachbeschädigungen. Auch bei der Bevölkerung in Niederrimsingen gibt es weiterhin großen Unmut über die Zustände am Baggersee.
Von Mitgliedern des Ortschaftsrates wurde der Polizei jüngst gar Untätigkeit vorgehalten. Dies stimmt so jedoch nicht. Nur hatte die Ordnungsmacht bislang einfach keine eindeutige Handhabe, um gegen den nächtlichen Verkehr vorzugehen. [2]
Seitdem an den Zufahrtswegen allerdings vor einigen Wochen neue Verbotsschilder angebracht wurden, die das Befahren der Wege zwischen 22 und 8 Uhr untersagen, kontrollieren die Beamten regelmäßig das Gelände und
schreiben auch fleißig Knöllchen, berichtet Harald Bitzenhofer, der als Hauptamtsleiter im Breisacher Rathaus ebenfalls mit dem Thema befasst ist.
Feldhüter soll für Ordnung sorgen 
Auch Feldhüter Lorenz Fehrenbach stattet dem Baggersee mittlerweile allabendlich einen Besuch ab. Wer dann nach 22 Uhr noch mit dem Auto hinter den Verbotsschildern angetroffen wird, muss zahlen.
Auch soll der Feldhüter dafür sorgen, dass die abendlichen Festivitäten in geordneteren Bahnen verlaufen als bislang. [3] Die geplagten Anwohner in Niederrimsingen hoffen nun, dass ihre Nächte durch die Kontrollen wieder etwas ruhiger werden.
Das wünscht sich auch Tobias Ehret, der den Aussiedlerhof an der Zufahrtsstraße zum Baggersee bewirtschaftet und der gleich in mehrfacher Hinsicht unter der Situation leidet. Zum einen vergeht in den Sommermonaten kaum eine Nacht, in der er von feiernden Besuchern nicht aus dem Schlaf geschreckt wird.
Zum anderen klagt Ehret darüber, dass auch sein Betrieb von dem Besucherandrang betroffen ist. Oftmals gäbe es auf den Wirtschaftswegen für seine Maschinen kein Durchkommen mehr. Von rücksichtslosen Autofahrern würden seine Äcker häufig als Parkplatz oder Ausweichfläche missbraucht. Erhebliche Flurschäden seien die Folgen.
Seitens der Stadt Breisach will man jetzt zunächst einmal die weitere Entwicklung abwarten, bevor eventuell weitere Schritte in Erwägung gezogen werden. [4] 

 © 2003 Badische Zeitung


Anmerkungen von Gustav Rosa, Ortschaftsrat in Niederrimsingen, Mitglied der IGRiBa, Ex-Schrankenwärter und bemüht, alle Interessensgruppen zur Zusammenarbeit und dadurch zu einem vernünftigen und akzeptablen Kompromiss zu führen:

[1] Die Putzaktionen verliefen unregelmäßig, unkoordiniert und erstreckten sich auf willkürlich begrenzte Teilstücke des Sees. Dadurch verliert das gesamte Konzept seinen Sinn und entfaltet teilweise eine entgegengesetzte Wirkung.

[2] Die Polizei hat in den letzten Jahren wiederholt betont, man habe weder das Personal noch die Mittel um wirksam einschreiten zu können. Dementsprechend war bisher auch kaum Einsatzbereitschaft zu erkennen. Im Augenblick zeichnet sich hier ein Meinungswandel ab.

Nur auf massiven Druck der Interessensgemeinschaft wurden die Kontrollen um eine Zeit verstärkt durchgeführt, Tendenz nachlassend. Auf der Gündlinger Seite finden sie kaum noch statt.

Erst nachdem ehrenamtlich tätige Personen regelmäßig die Parksünder notiert und diese Daten an die Behörden weiter geleitet hatten, wurde der Feldhüter für diese Tätigkeit eingespannt. Die Polizei hat nur in seltenen Ausnahmefällen, der GVD bisher gar keine "Knöllchen" verteilt.

[3] Es ist nicht Aufgabe des Feldhüters, die nächtlichen Exzesse zu unterbinden. In seiner besonnen Art, die angetroffenen Personen anzusprechen und zu ermahnen, sich ordentlich zu verhalten, hat er ähnlich gute Erfahrungen gemacht wie auch die engagierten Bürger, die dies in den vergangenen Jahren vorgemacht haben.

[4] Der letzte Satz des Berichts wirft alle Anstrengungen der letzten Jahre über den Haufen. Interessensgemeinschaft, Anlieger und Bewohner Rimsingens, Teile der Stadtverwaltung und der Polizei haben erkannt, dass es nur eine vernünftige Lösung zur Eindämmung der Hauptprobleme Verkehr und Müll gibt: Das Anlegen eines gebührenpflichtigen Parkplatzes in angemessener Entfernung zum See und mit dem daraus resultierenden Erlös eine regelmäßige und bedarfsgerechte Müllabfuhr. Die nächtlichen Aktivitäten am Ufer des Sees müssen kontrolliert und damit in erträgliche Bahnen gelenkt werden (Lösung ähnlich "Attilaplatz").

Es ist unschwer, "die weitere Entwicklung" vorauszusagen. Daran ändert auch kein noch so langes Abwarten etwas: Die nächsten heißen Tage kommen bestimmt, und mit ihnen die Besucher, und mit ihnen der Verkehr und die Abfälle. Das war in den letzten Jahrzehnten so, das ist heute so, und das wird auch so bleiben. Das einzige "Wunder", das eine Steigerung der Fehlentwicklung verhindern kann, ist: Schluss mit Abwarten, sofortiges Handeln!


Sehr geehrter Herr Rhenisch,

es ist schön, dass die Problematik des Petersee wieder einmal in das Licht der Öffentlichkeit gebracht wird. Schade ist nur, dass Ihrem Bericht offenbar keine Recherche vorangegangen ist. Eher wurde das Statement eines der Beteiligten (Landratsamt, Gemeinde Breisach oder Fa. Peter) einfach übernommen.
Mein Vorschlag: Besuchen Sie den See doch einmal. Nicht nur den in Ihrem Bericht ständig genannten "Rimsinger Teil" sondern auch das Nordufer des Sees, Zugang von der Gündlinger Seite. Dies nicht nur unter der Woche mal am Nachmittag, sondern am Freitag/Samstag Abend ab 22.00 Uhr.
Dort werden sie die Auswirkungen ihres Schlusssatzes: "Seitens der Stadt Breisach will man jetzt zunächst einmal die weitere Entwicklung abwarten, bevor eventuell weitere Schritte in Erwägung gezogen werden." bestaunen können:
Berge von Müll, die aufgestellten Mülleimer wurden seit Wochen nicht mehr gelehrt (Stand 13.07.03).
Zeltlager, laute Musik, "Party-Party-Party", der See hat sich zudem zum Treffpunkt osteuropäischer Jugendlicher aus ganz Süddeutschland entwickelt. Deren Einstellung zum Thema Müll und Alkohol braucht hier nicht extra genannt zu werden.
Zudem hat sich der See nicht erst in den letzten Jahren zum europäischen "Schwulentreffpunkt" entwickelt, wie aus diversen Internetforen sowie den Kennzeichen der Fahrzeuge zu erkennen ist.
Nur, wo bleibt der genannte Feldhüter? Mit Recht zu Hause, wenn nicht einmal die Polizei sich tagsüber getraut ihr Fahrzeug alleine stehen zu lassen, weil man Angst hat mit Sekundenkleber gefüllte Türschlösser vorzufinden.
Über 30 Jahre lang war dieser See Erholungsort für tausende Entspannungssuchende, teilweise in der dritten Generation. Man hat größtenteils seinen Müll mit nach Hause genommen und für den Restmüll wurden regelmäßige Seeputzeten durchgeführt. Heute ist den meisten der "Alten" das Interesse abhanden gekommen, viele bleiben einfach weg. Dies auch weil seitens der Behörden nur geredet, aber nichts unternommen wird. 
Hinter dieser Untätigkeit stehen, nicht nur meines Erachtens, handfeste politische und wirtschaftlichen Interessen. Die Fläche des Petersees soll durch weitere Kiesförderung beinahe verdoppelt werden, obwohl der Bausektor lahmt und in naher Zukunft am Rhein riesige Kiesmengen anfallen werden. Die Interessen der Erholungssuchenden werden nicht berücksichtigt, eine Koexistenz ist nicht mehr erwünscht. Tausende normale Badegäste sind nicht zu vertreiben. Wenn sie aber auf Grund der Zustände von selbst wegbleiben, ist mit den übrig bleibenden Chaoten leichter zu verfahren.
Bitte verstehen sie diese E-Mail als konstruktive Kritik, da ich der Meinung bin, dass auch Sie nicht vollständig informiert wurden. Als einer derjenigen, die vergangenes Jahr gegen die Vernichtung des Erholungsgebietes Einspruch erhoben haben, bin ich gerne zu einem persönlichen Gespräch bereit.

Mit freundlichen Gruß - Rolf Haas