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Das Jahr 2003 hat, auch bedingt durch den extrem heißen "Jahrhundertsommer", die ganze Palette der Probleme verstärkt offen gelegt. Dazu gehören in erster Linie der Verkehr und der Müll. Auf Gündlinger Seite kommt noch der - man muss es so deutlich sagen - schon fast kriminelle Umtrieb hinzu. Es gab Nächte, da haben es weder Feldhüter noch Polizei gewagt den Gündlinger Wald zu betreten. Massive Beschwerden kamen vom Kieswerkbetreiber und von den Besuchern gleichermaßen.
Im Spätherbst wurde dann der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig. Inhalt und Qualität dieser behördlichen Meisterleistung möchte ich jetzt nicht weiter kommentieren. Es gab ernsthafte Bestrebungen, das Projekt in letzter Sekunde noch zu stoppen. Rechtsanwalt und finanzielle Mittel waren bereit gestellt, die "Klageschrift" aufgesetzt. Leider fand sich nur eine einzige Person bereit, persönlich mit Namen und Unterschrift dafür einzustehen. Nachdem die Stadtverwaltung unmissverständlich klar gemacht hat, dass von offizieller Seite mit keiner Art von Unterstützung zu rechnen sei, wurde der letzte rechtlich noch mögliche Schritt, d.h. Klage gegen das Land Baden-Württemberg zu erheben) buchstäblich in letzter Sekunde aufgegeben. Hauptgrund: Angst! Und das kann ich hier so offen sagen, weil ich diese Person war und weil ich mich nicht getraut habe, das Ganze alleine durchzustehen.
Wie dem auch sei, der Planfeststellungsbeschluss ist in Kraft und alle damit verbundenen Befürchtungen und negativen Auswirkungen beginnen einzutreten.
Auf der anderen Seite hat das engagierte Auftreten der InGe-Mitglieder immerhin dazu beigetragen, dass die Stadtverwaltung die Notwendigkeit des Erhalts des Rimsinger Baggersees als Freizeit- und Naherholungsgelände bestätigt hat. Warum dies so wichtig ist, möchte ich nun kurz erläutern.
Bisher gab es drei Lager – Kiesbetrieb, Stadtverwaltung und Besucher - die sich eher feindlich gegenüber standen und somit gegeneinander arbeiteten. Nun sollte langsam die Einsicht einkehren, dass Lösungen nur möglich sind, wenn man gemeinsam daran arbeitet. Appelle in diese Richtung sind schon viele ergangen. Es gab auch mehr oder minder erfolgreiche Versuche von Zusammenarbeit. Meist scheiterte oder endete diese Zusammenarbeit aus kleinlichen Anlässen.
Positiv bleibt festzuhalten:
Ohne Kontrolle geht gar nichts. Regelmäßige Kontrollgänge und ausführliche Informationsgespräche wirken manchmal Wunder. Es ist also möglich, nicht nur die nächtlichen Besucher dazu zu bringen, verbotene Wege nicht mehr zu befahren, Abfälle nicht mehr achtlos liegen zu lassen und unnötige Lärmentwicklung größten Teils zu vermeiden. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit einer sinnvollen Nutzung der Freizeitressourcen - ab jetzt gemeinsames Ziel von Interessensgemeinschaft und Stadtverwaltung.
Dies kann natürlich nur erreicht werden, wenn alle mitmachen. Auch muss die Anzahl der Besucher mengenmäßig in einem erträglichen Rahmen gehalten werden. Darin sehe ich das größte Problem.
Die Stammbesucher gehören sicherlich nicht zu den Besuchern, welche die Probleme verstärkt verursachen. Es sind eher die Gelegenheitsfreizeitler, die sich daneben benehmen und gerne die Sau rauslassen. Aber wie können wir selektieren?
Wir müssen Wege finden, die es für Randalierer und rücksichtslose Verbraucher unattraktiv macht, her zu kommen. Gleichzeitig sollte der natürliche Reiz der Ungezwungenheit und freien Natur erhalten bleiben. Dem widerspricht die Einrichtung einer öffentlichen Badeanstalt. Dieses Vorhaben würde sehr viel Geld kosten (von der Entstehung über die Erhaltung und Pflege bis hin zur Verkehrslenkung). Es würde ein weiterer städtischer Zuschussbetrieb entstehen, oder - wenn das Ganze in private Hände gelegt wird - eine für Ortsansässige unerschwinglich teure Luxus-Badeanstalt.
Das wollen wir entschieden nicht!
Wie also die große Masse eingrenzen?
Natürlich auch über das Geld. Was nichts kostet wird auch nicht geschätzt und dementsprechend wird damit umgegangen.
Ich habe die Stammbesucher gefragt, ob und wie viel sie zu bezahlen bereit wären, um die Möglichkeit der Freizeitnutzung auch weiterhin in Anspruch nehmen zu können. Fast ausnahmslos besteht die Bereitschaft für den Erhalt geordneter Verhältnisse zu bezahlen. Summen zwischen einem und fünf Euro pro Tag waren im Gespräch. Als Gegenleistung werden weder Bademeister noch Dusche und Sauna erwartet. Lediglich gepflegte Wiesen, legale Parkmöglichkeit und eventuell sanitäre Einrichtungen.
Dazu muss ich sagen: Dies sind keine Hirngespinste. Solche oder ähnliche Lösungen gibt es in nächster Umgebung (Opfingen, Nimburg usw.).
Damit ist das Verkehrsproblem noch nicht gelöst. Es gab Überlegungen im unmittelbaren Bereich des Sees "wilde" Parkstreifen einzurichten. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Lösung mehr Nachteile als Vorteile bietet:
Vorteile:
Es entstehen zusätzliche Parkmöglichkeiten, die das „wilde Parken im Acker“ vermindern.
Der Weg zum Ufer wird für die dort Parkenden kürzer.
Nachteile:
Der kürzere Weg zum See erleichtert das Mitbringen von mehr Freizeitartikeln, sowie Ess- und Trinkbarem. Damit unweigerlich verbunden ein viel größeres Müllaufkommen.
Die Zufahrtswege werden nur bedingt entlastet. Bei größerem Andrang haben wir die gleiche Situation wie in der Vergangenheit.
Die mit Steuergeldern gefertigten Schranken verlieren ihre Funktion.
Rechtlich ist diese Lösung nicht vertretbar. Es wird gegen eine ganze Palette von Gesetzen verstoßen, welche die Nutzung von Wald und Flur, aber auch von Landwirtschaft regeln, vom Naturschutz ganz zu schweigen.
Dann gibt es noch Überlegungen, die Zufahrtswege zu sperren und dadurch den Besucherstrom einzudämmen.
Nach meiner Erfahrung wird das zwar ein paar Wenige abhalten, an den See zu kommen. Die große Masse aber wird das Dorf zuparken, die Schranken umfahren oder gar niederreißen. Es würde auf jeden Fall eine Situation eintreten, die noch schlimmer sein dürfte als das, was wir bisher hatten.
Zur Zeit werden von der Ortverwaltung Niederrimsingen Überlegungen bezüglich der Parksituation angestellt. Einzelheiten kann ich nicht verraten, weil die Diskussionen in einer nichtöffentlichen Sitzung des Ortschaftsrats stattfanden. Soviel kann ich sagen, und verrate damit sicherlich nichts Neues oder Weltbewegendes: Eine optimale Lösung ist bisher nicht zu erwarten.
Abschließend zu unserer Interessensgemeinschaft. Wir sollten den Tatsachen offen ins Auge sehen. Wir können keine eigene, egoistische Interessen erzwingen und keine einseitige Lösungen durchboxen. Wir können aber durch unsere Ideen und unseren Einsatz dazu beitragen, den unschätzbaren Wert „unseres“ Baggersees als Naherholungs- und Freizeitfaktor zu erhalten. Unsere Stärke liegt darin, dass wir die Problematik sehr gut kennen, und dass wir sehr viele Gleichgesinnte sind. Darum meine Bitte am Schluss: Lasst uns alle Anstrengungen bündeln, lasst uns gemeinsam agieren. Einzelaktionen verlaufen todsicher im Sand. Zusammenarbeit ist gefragt, unter uns Mitgliedern der Interessensgemeinschaft, aber auch mit den restlichen beteiligten: Behörden, Kiesindustrie, Landwirtschaft usw.
Öffentliche
Sitzung der Interessensgemeinschaft Rimsinger Baggersee 2003
Gustav Rosa - Niederrimsingen, den
24.01.2004
© 2003 - 2004 InGe RiBa 2003 - Stand vom 17.03.04