Der Rimsinger Baggersee
- ein Spiegelbild unserer Gesellschaft
Jeder stellt Ansprüche, will nur nehmen
- kaum jemand ist bereit etwas zu tun, zu geben.
Dieser See wird auf schändlichste Weise ausgebeutet, missbraucht, gebraucht, verbraucht... |
Erste Priorität
- der Name sagt es schon - Kiesausbeutung! Die Industrie denkt rein wirtschaftlich: So viel wie möglich, so schnell wie möglich, so billig wie möglich herausholen. Dabei geht es um sehr viel Kies!
Es folgt die breite Masse der Besucher: Alle wollen nur Sonne, Wasser, Erholung, Spaß, also Konsum pur! Wenn dann an heißen Tagen die Blechlawine der Sonnenhungrigen einfällt, dann gibt es kein Halten mehr, dann endet jede Vernunft. Alles wird überrollt; armselige Verkehrsschilder oder mahnende Appelle gehen gnadenlos unter. Das traurige Ergebnis: Regelmäßiges Verkehrschaos, Behinderung der Landwirtschaft, Berge von zurückgelassenen Abfällen, die Büsche und Hecken voller Exkremente...
Die Politik und die zuständigen Behörden üben sich seit Jahrzehnten in altbewährter
Helmut-Kohl-Taktik: Aussitzen! Der nächste Winter kommt bestimmt, und dann wird es wieder ruhig am Rimsinger Baggersee.
Auf Druck von Bürgerinitiativen und Interessensgemeinschaften wurden in den letzten Jahren halbherzige Versuche unternommen, die Problematik etwas einzudämmen. Engagierte Bürger haben es vorgemacht, und die Stadtverwaltung hat nachgezogen. So wurden die Müllberge in unregelmäßigen Abständen abtransportiert. Mit Hilfe von Schranken wurde das Nachtleben reduziert, und die Kontrollgänge eines Feldhüters verhinderten den völligen Kollaps. Nebenbei führten die konsequent geahndeten Ordnungswidrigkeiten zu überraschend hohen Einnahmen und somit zu einer unverhofften Aufbesserung der Gemeindekasse. |
Die übergeordneten Behörden reagierten ebenfalls. In fünfjähriger Kleinstarbeit wurde ein Planfeststellungsbeschluss erarbeitet. Wenige Wochen nach dessen Inkrafttreten fand ein Behördengespräch statt, dessen Ergebnisse in völligem Widerspruch zu den Festsetzungen des Planfeststellungsbeschlusses stehen. Am Ende wurde festgestellt, dass keiner der Beschlüsse durchsetzbar ist!?
Es ist nicht nur traurig, sondern schon fast ein Skandal, wie stiefmütterlich mit dem Rimsinger Baggersee umgegangen wird. Statt Akzeptanz und Toleranz herrschen überwiegend Arroganz und Ignoranz. Es fehlt an Gesprächsbereitschaft, und wo diese da ist, fehlt es an Verständnis. Was die linke Hand mühevoll erreicht, wird von der rechten wieder zunichte gemacht. Ehrenamtliche und Freiwillige opfern ihre Freizeit, während die eigentlich Zuständigen nur müde die Schulter zucken: „Man kann ja doch nichts machen!“ Dafür werden sie von Staats wegen sogar bezahlt.
Verantwortungsbewusstsein zeigen nur ein paar Wenige.
Da ist es kein Wunder, wenn der kleine Bürger die Welt nicht mehr versteht und im Strom der Resignierenden mitschwimmt.
Der Rimsinger Baggersee: Ein Drama in mehreren Akten. Ein Trauerspiel ohne Ende. Eine Tragödie für Mensch und Natur. Und trotzdem einer der schönsten und idyllischsten Plätze in unserer Region.
Niederrimsingen, im August 2004 – Gustav Rosa |