Baggersee |
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Von: Dr. Thomas Dietrich
Gesendet: Dienstag, 17. Mai 2005 23:50
An: inge.2003@rimsingen.de
Betreff: Rimsinger Baggersee
Lieber Gustav,
ich habe mir heute endlich einmal Zeit genommen, die vielen Texte und Bilder um den Rimsinger Baggersee anzuschauen. Es ist einfach peinlich, was da geschieht. Bei mir macht sich der Eindruck breit, daß trotz anderslautender Bekenntnisse kein wirkliches Interesse besteht, eine gemeinsame Lösung für alle Beteiligten zu finden.
Wie da wirklich Vertrauen in sogenannte Verantwortungsträger wachsen soll, verstehe, wer da will. Die offiziellen Gespräche münden letztlich immer wieder in einseitige Maßnahmen. Und bei großartigen Sonntagsreden bedauern wir gemeinsam die Demokratiedefizite im Land ... wer bemerkt seinen eigenen Anteil an der Verdrossenheit? Schuld sind immer die anderen, weil wir meinen es ja gut. Aber Gespräche mit immer neuen Ausweglosigkeiten nehmen den Menschen den Glauben an die guten Absichten, die redliche Meinung und zuletzt an den Sinn von Zusammenarbeit und demokratischem Miteinander.
Vielleicht sollte man allen Vertretern des Rechts einmal sagen, daß das Recht dem Leben folgt und nicht das Leben dem Recht. Ich glaube nicht daran, daß ein so eingeführter Baggersee wie der von Rimsingen einfach abgewürgt werden kann. Geschaffene Tatsachen verlangen einfach kreative Lösungen ... die m.E. unerwünscht sind. Möglicherweise käme dabei zum Vorschein, daß es Kräfte gibt, die früher nicht tätig werden wollten, oder daß Interessen bestehen, die man lieber nicht zugibt. Wenn eine neue Situation eingetreten ist, dann muß man mit ihr kreativ und nicht ordnungspolitisch umgehen. Wer das nicht kann, ist fehl am Platz oder sollte dazulernen. "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf." ist ein gefährliches Argument und fällt kritisch auf die zurück, die es in den Disput einbringen.
Natürlich sehe ich auch, wieviele Menschen den See und seine Fans moralisch abwerten oder einzelne Gruppen zum Maß ihres Urteils machen. Ich unterstelle ihnen, daß sie meistens nicht einmal genau wissen, wovon sie reden. Und wenn sich Strömungen dort verbreiten, die auch die Interessengemeinschaft ablehnt, ist zu fragen, wie Menschen auch am See geschützt werden können. Solange wir für Menschen, die blödsinnigerweise auf Berge kraxeln eine Bergwacht unterhalten, müßte es für Menschen, die schwimmen gehen, auch eine Seewacht geben. Warum eigentlich nicht? "Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?"
Ich hoffe, daß viele Menschen sich nicht von den neu getroffenen Maßnahmen abhalten lassen, den See weiter bevölkern und andere lehren, daß nicht einseitiges Vorgehen, sondern gemeinsames Überlegen zum Ziel führt. Dazu müssen alle geben und nehmen. Das wäre einen echt neuen Versuch wert.
In diesem Sinne alles Gute ... Thomas.
© 2005 InGe2003