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Badische Zeitung vom Donnerstag, 2. September 2004
TAGESSPIEGEL
Zweifelhafte Einigkeit
Es war zwar nur eine geringe Menge Radioaktivität. Aber die Unfälle häufen sich. Am 27. Juli floss schwach radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim in den Sekundärkreislauf und später in den Neckar. Auch wenn sich Umweltminister Mappus und der AKW-Betreiber Energie Baden-Württemberg jetzt einig darüber sind, wann der eine mit dem anderen wie über den Störfall gesprochen haben will, darf trotzdem kein Schlusspunkt hinter diesem Vorfall gesetzt werden. Die EnBW merkte schließlich erst 22 Tage später, was passiert war. Und sogar erst einen Monat danach wusste die Öffentlichkeit davon. Damit nicht genug: Atomaufsicht und EnBW spielten ein Verwirrspiel, ob der Minister am 18. August oder erst am 27. August informiert wurde. All das nimmt den Glauben der Anwohner an einen ernsten Aufklärungswillen. Stattdessen wachsen die Zweifel an der Professionalität der Atomaufsicht. Warum gibt es keine Messgeräte, die einen radioaktiven Ausfluss sofort erkennen? Haben die beiden ähnlichen, nicht lange zurückliegenden Störfälle im Kraftwerk Philippsburg das Umweltministerium nicht aufgeweckt?
Die dürftige Informationspolitik nach AKW-Störfällen, nicht zuletzt bei der Mitarbeiterverstrahlung im elsässischen Fessenheim, empfinden viele längst als Regel. Widersprüchliches Behörden-Pingpong erweckt erst recht den Verdacht, dass vertuscht wird.
Michael Neubauer
© 2004 Badische Zeitung