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Pressemitteilung |
Von: Eva Stegen Gesendet: Montag, 18. April 2005 12:44 An: ... Betreff: wichtiger regionaler Veranstaltungshinweis / Tour de Fessenheim2005 ************************************* * PRESSEMITTEILUNG * Das französische Uralt-AKW und die Tour de Fessenheim |
Laut den seit letztem Herbst in einer "Anti-AKW-Koordination Elsaß - Baden -
Basel" zusammengeschlossenen elsässischen, badischen und Nordschweizer Initiativen kam es in den letzten Wochen und Monaten zu einer "schwarzen Serie"
von Störfällen im AKW Fessenheim. Der älteste Atommeiler Frankreichs - nur wenige Kilometer von Freiburg entfernt - ist inzwischen seit 28 Jahren in
Betrieb. Für den nächsten Samstag rufen die Initiativen zur nunmehr fünften 'Tour de Fessenheim' auf. (Mehr dazu siehe Kasten).
Zuletzt hatte das gegenüber Heitersheim am französischen Ufer des Rheins gelegene Atomkraftwerk kurz vor Ostern durch eine große Dampfwolke auf sich
aufmerksam gemacht. Anwohner machten Fotografien, die inzwischen im Internet dokumentiert sind und Augenzeugen berichteten von drei Feuerwehrlöschzügen, die
unter anderem aus dem mehrere Kilometer von Fessenheim entfernten Mulhouse zu Hilfe gerufen worden waren. Doch auch nach diesem Störfall hieß von
Betreiberseite: "Kein Grund zur Besorgnis!" Es habe sich nur um einen Rohrbruch im
nicht nuklearen Teil der Anlage gehandelt und die "Panne" habe durch Schließen eines Absperrhahns behoben werden können.
Von Seiten der Anti-AKW-Initiativen wird dem mit Mißtrauen begegnet und darauf hingewiesen, daß sowohl unabhängige Kontrollen des Kraftwerks nicht möglich
seien, als auch die Einordnung der "Störfälle" auf einer von den Behörden vorgegebenen Skala im alleinigen Ermessen der Betreiber liege. Aus den Medien
erfuhren die Bewohner der Region, daß es sich bei der beobachteten Dampfwolke bereits um den dritten Störfall innerhalb eines Monats gehandelt habe. Seit
diesen Meldungen gab es nach Angaben einer nur mit wenigen Kompetenzen ausgestatteten Kontrollkommission drei weitere Störfälle.
Zuletzt war die Region am Oberrhein, die von den Atomkraftgegnern seit den Zeiten der Kämpfe um das geplante AKW in Wyhl als das "Dreyeckland" bezeichnet
wird, in der Nacht zum 5. Dezember wachgerüttelt worden. Ein Erdbeben der Stärke
5,4 auf der Richterskala hatte sein Epizentrum unter dem von Fessenheim nur 35 Kilometer entfernten Waldkirch. Nicht nur die Anti-AKW-Initiativen, sondern auch
Umweltorganisationen wie der BUND ( Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland)
wiesen auf den nach ihrer Ansicht unzureichenden Schutz des Atomkraftwerkes hin.
Trotz Nachrüstung sei die 28 Jahre alte Anlage laut Aussage des französischen
'Réseau Sortir du nucléaire' (Netzwerk Atomausstieg, eine Vereinigung von über
600 französischen Anti-AKW-Initiativen) nach wie vor nur nicht gegen stärkere Erdbeben gesichert. Welche Schäden Erdbeben zeitigen können, sei nicht nur durch
den aktuellen Tsunami, sondern auch durch das Erdbeben von 1356 bewiesen, bei dem Basel dem Erdboden gleich gemacht wurde.
Beachtung fand nun um so mehr die Verleihung einer Medaille an das AKW Fessenheim als das angeblich sicherste im gesamten Frankreich. Die
Anti-AKW-Initiativen der Region reagierten darauf mit Empörung. Sie wiesen darauf hin, daß die Medaille von einem früheren Chef des AKW,
Massart-Serge, überreicht und vom Betreiber des AKW, der EdF, verliehen wurde. Es stelle sich
die Frage, ob sämtliche französischen AKWs in einem noch desolateren Zustand als
das in Fessenheim seien. Auch von offizieller Seite waren Zweifel an der Sicherheit des AKW Fessenheim bestätigt worden. So hatte im Jahr 2004 eine
zunächst interne Beurteilung durch die französische Nuklearaufsicht ISRN
ergeben, dass das älteste französische AKW zugleich mit dem AKW Bugey auf den letzten Platz bei einem Ranking zur Erdbebensicherheit verwiesen worden war.
Durch den Kampf gegen das geplante AKW in Wyhl am Kaiserstuhl und gegen Kaiseraugst in der Nordschweiz hatte sich das "Dreyeckland" einen ähnlich
widerständigen Nimbus wie das Wendland erworben. Doch vor einigen Jahren schien
es so, als ob sich am Oberrhein Resignation breit machte. Seit fünf Jahren jedoch nehmen an der Tour de Fessenheim von Jahr zu Jahr mehr Menschen teil und
insbesondere die auffällig hohe Resonanz bei junge Menschen erfreut die alten Kämpen aus der Wyhl-Zeit, die im Februar bei ihrer 30-Jahr-Feier ebenfalls
erstaunlich viele Gäste begrüßen konnten.
Neu bei der Tour de Fessenheim soll in diesem Jahr ein Wettbewerb um die originellsten und witzigsten
Kostümierungen hinzu kommen. Preise wie beispielsweise ein Party-Korb mit
atomstromfrei erzeugten Produkten oder ein Aufstieg auf ein Windkraftwerk warten auf die Gewinner. Nun hoffen die Veranstalter, daß auch wie in den
vergangenen Jahren das Wetter es gut mit ihnen meint. Denn obwohl inzwischen der
größte Teil der Teilnehmer an den Kundgebungen in Breisach und Fessenheim mit Auto oder - bis Breisach - mit der Breisgaubahn anreist, sind doch die
eigentliche Attraktion die Fahrrad-Corsos, die nun schon traditionell aus Freiburg, Müllheim, Basel,
Strasbourg, Colmar und Mulhouse Kurs auf Fessenheim nehmen.