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Pressebericht |
Badische Zeitung vom Freitag, 12. Mai 2006
“Im Ernstfall sind wir betroffen”
Söldens Gemeinderat entscheidet sich mehrheitlich für den Beitritt zum Atomschutzverband Tras
SÖLDEN (pei). So viele Zuschauer waren schon lange nicht mehr bei einer Gemeinderatssitzung in Sölden dabei. Um allen einen Sitzplatz anbieten zu können wurden sogar zusätzliche Stühle in den Sitzungssaal geschafft. Grund für das große Publikumsinteresse war der Antrag von sieben Gemeinderäten, dem länderübergreifenden trinationalen Atomschutzverband (TRAS), der sich für die Abschaltung des Atomkraftwerkes Fessenheim einsetzt, beizutreten.
Doris Fürstlos (Bürgerliste), Initiatorin des Antrages, wies auf die unmittelbare Nähe Söldens zum elsässischen Atommeiler Fessenheim hin. Sollte bei einem Unfall atomare Strahlung freigesetzt werden, wäre die gesamte Bevölkerung in der Region rund um den Oberrhein davon betroffen. Mittels Klage vor französischen, deutschen und schweizerischen Gerichten will Tras erreichen, dass der störanfällige Reaktor rasch vom Netz genommen wird. Mangelnder Schutz bei stärkeren Erdbeben und ein Stahlmantel, der dem Absturz von Verkehrsflugzeugen nicht standhalten würde, führen die Tras-Aktivisten unter anderem als Gefahrenpotenzial auf.
“Bei dieser Technologie darf man nicht nachlässig sein. Das könnte auch für uns verheerende Folgen haben”, meinte auch Bernhard Scherer (Bürgerliste), der den Antrag vorbehaltslos unterstützte. Er erinnerte an die verheerenden Folgen der Katastrophe von Tschernobyl und an eine Serie von Störfällen im AKW Fessenheim, bei der die vor zwei Jahren zwei Mitarbeiter verunglückt sind.
Bürgermeister Markus Riesterer betonte, auch für ihn sei unstrittig, dass Fessenheim wegen mangelnder Sicherheit abgeschaltet werden müsse. Allerdings halte er den Tras-Beitritt auf politischer Ebene “für den falschen Weg”, der letztlich nichts bewirken werde. Vielmehr sei der Gesetzgeber auf Bundesebene gefordert. Was Rainer Hartmann (Bürgerliste) so nicht stehen lassen wollte: “Berlin ist weit weg. Im Ernstfall sind wir betroffen”. Er verteidigte das Ansinnen als “richtiges Signal von unten”.
Rückhalt aus der Bevölkerung hätte sich Marie-Luise Stecker (Unabhängige Bürgerliste) gewünscht. “Wenn zehn Prozent der wahlberechtigten Bürger in Sölden dem Tras beigetreten sind, dann hat so ein Antrag noch ein höheres Gewicht”, meinte Tras-Befürworterin Stecker. “Dieses Thema gehört nicht in einen Gemeinderat ” , konterten Edgar Kern (Bürgerliste) und Udo Natterer (Unabhängige Bürgerliste) und schlossen sich der ablehnenden Haltung des Bürgermeisters an.
Bei der abschließenden Abstimmung war das Ergebnis eindeutig: Sieben Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen und eine Enthaltung besiegelten Söldens Tras-Beitritt, der jährlich 85 Euro kostet.
© 2006 Badische Zeitung