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Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Montag, 22. Mai 2006

Präsident Chirac lobt die Vitalität Europas
Einweihung der neuen “Hardtbrücke — Erich Dilger” zwischen Hartheim und Fessenheim / Besucherflut auf dem Festgelände links und rechts des Rheins

Bildunterschrift:

Der Präsident ist da: Jacques Chirac bei seiner Ankunft an der neuen Rheinbrücke.

Von Susanne Müller und Markus Donner

HARTHEIM. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac erklärte die neue Hardtbrücke zum Monument der Vitalität der europäischen Bürger. Das Bauwerk symbolisiere die deutsch-französische Freundschaft, es vertiefe die Bande zwischen den Völkern, es biete neue Sicherheit und es eröffne zugleich neue Horizonte.
“Hier am Ufer des Rheins”, so sagte der Präsident nach der feierlichen Enthüllung eines Gedenksteins und einer Gedenktafel im Beisein von Anita Dilger, “ist der Geist des europäischen Einigungswerkes spürbar”. Chirac sprach von einem lebendigen Europa, das hier in konkreten gemeinsamen Projekten zur Verbesserung des täglichen Lebens seinen Niederschlag finde. Es gelte nun die gemeinsamen Visionen mit Leben zu füllen, damit Europa in der Globalisierung seinen Platz behaupten könne.
Staatsminister Willi Stächele kann sich ebenfalls kein schöneres und besseres Zeichen für die “gelebte europäische Zusammenarbeit” und eine europäische Modellregion vorstellen. Er überbrachte die Glückwünsche des Landes und der Landesregierung an den französischen Staatspräsidenten und die Festversammlung. Die Brücken am Oberrhein kennzeichnen den Aufbau von unten, so Stächele, der dem hohen Staatsgast in angemessener Zurückhaltung begegnete.
Hartheims Bürgermeister Martin Singler sieht im Brückenschlag über den Rhein Zukunftschancen für alle Lebensbereiche der Bürger. Beiderseits des Rheins verfüge man damit über einen großen Reichtum, den es weiter zu pflegen und zu vermehren gelte.
Vor dem offiziellen Zeremoniell warteten Martin Singler und sein Fessenheimer Kollege Alain Foechterlé gemeinsam mit den Bürgermeistern der Region, sowie Landespolitikern beider Länder, darunter auch der designierte Staatssekretär Gundolf Fleischer, zahlreichen Vertretern aus der Kommunalpolitik und Mitglieder des grenzüberschreitenden Zweckverbandes GLCT auf die Ankunft des höchsten Repräsentanten der “Grande Nation”. 10.25 Uhr traf der Präsident pünktlich ein. Und während unten das Rheinwasser die neuen Brückenpfeiler unbeeindruckt weiter umspülte, wogten oben in luftiger Höhe bewegende Worte der Freundschaft durch die versammelten Delegationen.
Nur das strenge Protokoll des Präsidenten, dessen Entourage im Anschluss geschwind zum nächsten Termin, der Einweihung der neuen Tram in Mulhouse eilte, fand wenig Begeisterung bei den Gästen. Vor allem nicht bei den deutschen Journalisten, die auf Abstand gehalten wurden, während Jacques Chirac zusammen mit Anita Dilger, der Witwe des Namensgebers der neuen Brücke, den Gedenkstein enthüllte. Da reichte auch das Teleobjektiv mit hoher Brennweite nicht mehr aus, um das Zeremoniell ablichten zu können. Warum die französischen Kollegen ungehindert ihre Arbeit verrichten konnten, bleibt indes das Geheimnis des Protokolls.
Besser hatten es da die Kommunalpolitiker, darunter eine respektable Abordnung der Bürgermeister aus sämtlichen umliegenden Gemeinden samt OB Dieter Salomon aus Freiburg. Sie standen Spalier, als sich Jacques Chirac umringt von seinem Mitarbeiterstab eiligen Schrittes dem Festgelände näherte. Ungewohnt der Anblick von Bürgermeister Martin Singler: Nicht mit der Amtskette um den Hals, sondern in gleicher Optik wie Maire Foechterlé mit Schärpe, selbstredend in deutschen Nationalfarben. Als der Staatspräsident schließlich die Brücke betrat, um eine weitere Gedenktafel mit seinem Namen zu enthüllen und den Bauarbeitern die Hand zu schütteln, gab's dann auch ein Lächeln des gut gelaunten französischen Staatsoberhauptes für die deutschen Pressefotografen.

Bildunterschrift:

Brückenübergabe: Staatssekretärin Marion-Caspers-Merk, Bürgermeister Alain Foechterlé, Landrat Jochen Glaeser, Bürgermeister Martin Singler (von links).

Rechtzeitig, bevor der Himmel reichlich “Weihwasser” auf die Erde niederprasseln ließ, fand der Festakt im schützenden Zelt seinen Fortgang. Viele Reden, Musik, eine Tanzdarbietung von Kindern aus Hartheim und Fessenheim, ein Geschenk für den Präsidenten — alles ging störungsfrei über die Bühne. Die Atomkraftgegner befanden sich ohnehin auf der anderen, deutschen Rheinseite. Der Ehrentrunk dann schon ohne den Präsidenten, auf den die Einweihung der neuen Straßenbahn in Mulhouse wartete. Zur “Nachfeier” lud Martin Singler schließlich ins Festzelt am anderen Ufer des Rheins ein. Auf dem Weg dorthin noch ein kleiner Zwischenstopp auf der Brücke zum Zerschneiden des Bandes: “Machen wir das eben selbst”.
Damit waren die “Schleusen” endlich offen für den erwarteten Besucheransturm. Samstagabend ein erster Höhepunkt. Unzählige kamen, um das zehnminütige Feuerwerk zu sehen. Am Sonntag stellten die Gäste das Organisationsteam dann vor schier unlösbare Aufgaben. Links des Rheins, rechter Hand und auch auf dem neuen Brückenbauwerk - allüberall nur noch Köpfe. Alles was Beine hatte, war in Bewegung.
Hallo, bonjour, merci, danke — die Verständigung klappte an beiden Brückenfeiertagen einwandfrei. Einladungen, Versprechungen gemacht: “Wir werden uns wiedersehen” - Komplimente ausgetauscht: “Vous êtes très charmant” - und es wurde kräftig bei Musik und kulinarischen Leckereien gefeiert. Im Gegensatz zu den französischen Nachbarn wollten die deutschen Organisatoren das Ereignis aber voll und ganz auskosten und boten Musik und Tanz im Festzelt bis in den späten Sonntagabend hinein.

 © 2006 Badische Zeitung