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Pressebericht

Fessenheim

Basler Zeitung vom 24. Mai 2006

Druck auf AKW Fessenheim

Tageskommentar Peter Schenk

Der Widerstand gegen das elsässische AKW Fessenheim erhält eine neue Dimension. Gemeinden und Umweltverbände aus drei Ländern gehen gemeinsam juristisch gegen das Atomkraftwerk vor. Ihr Ziel ist es, die Verlängerung der Betriebsgenehmigung über 2009 hinaus zu verhindern. Das aber dürften sie kaum erreichen.
Ihre einzige Chance ist das Aufdecken schwerwiegender Sicherheitsmängel, die aber auch ohne Gerichtsbeschluss zum Abschalten des umstrittenen Meilers führen müssten. In Fessenheim gibt es viele Pannen und Zwischenfälle - dennoch: Weder die staatliche Aufsichtsbehörde noch unabhängige atomkritische Experten, die die beiden Zehnjahresinspektionen begleiteten, haben bisher solche schwerwiegenden Mängel gefunden.
Trotzdem kommen das AKW Fessenheim und die Betreiberin EDF durch den trinationalen Schulterschluss und die renommierte Anwältin Corinne Lepage schwer unter Druck. Die ehemalige Umweltministerin wird hartnäckig Transparenz einklagen und EDF mit ihren Informationsanfragen auf Trab halten. Die Dokumente sollen Experten helfen, Gutachten zu erstellen, die der Schutzverband braucht, um zu klagen. In Colmar hat das AKW schon eine Überwachungskommission im Nacken, die auch Expertisen schreiben lässt.
Für die Bevölkerung im Dreiland ist das gut. Wenn immer mehr Personen den AKW-Betreibern auf die Finger schauen, hat das nur positive Folgen für die Sicherheit. Selbst wenn das AKW nach 2009 noch in Betrieb ist, scheint eines heute sicher: Bei so viel Ärger dürfte der EDF die Lust vergehen, nach Fessenheim ein neues AKW in die Region zu stellen - auch das ist ein Ziel des Atomschutzverbands.

 © 2006 Basler Zeitung