Aktuell |
Pressebericht |
Badische Zeitung vom Donnerstag, 16. November 2006
Ist der Wille zu regenerativer Energie nicht ausgeprägt genug? Bildunterschrift |
HEITERSHEIM (eb). "Wende in der Energiepolitik — Notwendig oder Überflüssig?", so titel eine Veranstaltungsreihe der Heitersheimer SPD. Informationen über die Möglichkeiten, die technischen Details und die Effizienz von alternativer Energiegewinnung gab es bereits bei drei Terminen vor Ort: bei der Besichtigung der Windräder auf der Holzschlägermatte, des Blockheizkraftwerkes (BHKW) in Freiburg Landwasser und der Holzschnitzelanlage in Vauban. Den Schlusspunkt setzt eine Podiumsdiskussion am Freitag in Heitersheim.
Die insgesamt sechs Windräder im Raum Freiburg erzeugen im Jahr etwa 16,8 Millionen Kilowattstunden Strom, erfuhren die Heitersheimer Sozialdemokraten. Damit können rund 5600 Haushalte — dies entspräche etwa den Haushalten der Stadt Heitersheim und der Gemeinden Buggingen, Ballrechten-Dottingen und Eschbach — versorgt werden. Dabei würden pro Jahr über 16 800 Tonnen Emissionen von Kohlendioxyd (CO) eingespart werden. Klar wurde auch, dass gleich nach der Insel Föhr der Feldberg im Schwarzwald der optimalste Standort für Windenergie in Deutschland ist. "Unverständlich", so Heitersheims SPD-Stadtrat Bernd Mohr, "dass diese Möglichkeiten nicht effektiver genutzt werden".
Das Blockheizkraftwerk (BHKW) in Freiburg Landwasser versorgt den dortigen Stadtteil mit rund 9000 Einwohnern mit Wärme. Betrieben wird es mit dem Deponiegas der ehemaligen Freiburger Mülldeponie Eichelbuck. Würde das Deponiegas aller Alt-Deponien in Deutschland über BHKW genutzt, so entspräche dies der Leistung eines Atomkraftwerkes, das in der Konsequenz sofort abgeschaltet werden könnte, hieß es.
Rund 4000 Tonnen CO-Emissionen werden durch die Holzschnitzelanlage in Vauban eingespart. Diese Anlage versorgt rund 2000 Haushalte (etwa die Größenordnung der Stadt Heitersheim) mit Wärme, und die Stromeinspeisung deckt den Bedarf von rund 700 Haushalten.
"Beeindruckend was bei Energiegewinnung und Klimaschutz möglich wäre, wenn nur der Wille zur Nutzung regenerativer Energien ausgeprägter wäre," resümiert Heitersheims SPD-Fraktionssprecher Dieter Hennig.
Bei der Podiumsdiskussion am Freitag mit dabei sind: Richard Leibinger, Bürgermeister der Stadt Waldkirch und Mitglied im SPD-Landesvorstand, Andreas Markowsky, Geschäftsführer der Ökostrom Erzeugung Freiburg GmbH, und Dr. Michael Sladeck, Mitbegründer und Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Schönau GmbH (EWS). Sie berichten über Erfahrungen und Erkenntnisse beim Erwerb der Stromnetze durch die Kommune, den Betrieb einer kommunalen Stromversorgung und die Hürden und Hindernisse bei der Nutzung regenerativer Energien und stehen für eine Diskussion zur Verfügung.
Diese Veranstaltungsreihe sei auch im Zusammenhang mit dem im April 2006 von der Mehrheit des Heitersheimer Gemeinderates abgelehnten Antrag der SPD-Gemeinderatsfraktion zum Beitritt der Stadt Heitersheim zum Trinationalen Atomschutzbund (Tras) zu sehen, betont Dieter Hennig. Nach Ablauf der gemäß Gemeindeordnung vorgesehenen Frist hatte die SPD-Gemeinderatsfraktion den Antrag im Oktober erneut gestellt, lässt Hennig wissen. Wie schon im Frühjahr werde der Antrag von der Verwaltung verzögert und komme erst in der nächsten Sitzung des Gemeinderates Ende November auf die Tagesordnung. Der erneute Antrag sei für die SPD notwendig, da zwischenzeitlich die Laufzeitverlängerung des AKW Fessenheim für weitere zehn Jahre im Raum steht und immer mehr Widersprüche und Fehlinformationen aufgedeckt würden. Diese seien von der Landes-CDU und insbesondere von Staatssekretär Gundolf Fleischer (CDU) verbreitet worden.
Die Podiumsdiskussion der Heitersheimer Sozialdemokraten zum Thema "Wende in der Energiepolitik — notwendig oder überflüssig?" findet am morgigen Freitag, 17. November, 19 Uhr, im Gasthof "Löwen" in Heitersheim statt.
© 2006 Badische Zeitung