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Badische Zeitung vom Dienstag, 12. Dezember 2006
Ökostrom-Insel Südbaden Bildunterschrift (FOTO: KEYSTONE) |
Von unserem Redakteur Jörg Buteweg
FREIBURG. In Südbaden wird der Löwenanteil des deutschen Ökostroms erzeugt und auch verbraucht. Das ergibt sich aus einer Umfrage des Fachmagazins "Energie & Management" . Von den bundesweit 635 000 Haushalten, die Strom aus erneuerbaren Energien nutzen, sitzt etwa die Hälfte in der Region.
Mit gewaltigem Abstand Spitzenreiter unter den regionalen Energieversorgern, die ihren Kunden Strom aus erneuerbaren Quellen anbieten, ist Energiedienst (ED) mit Sitz in Rheinfelden. Er versorgt rund 290 000 Kunden. Damit ist Energiedienst auch bundesweit die Nummer eins vor dem Ökostromhändler Lichtblick. Der versorgt rund 215 000 Haushalte. Nummer zwei in der Region Südbaden sind die Elektrizitätswerke Schönau mit fast 30 000 Kunden. Die Freiburger Badenova versorgt rund 11 000 Kunden mit Ökostrom.
Die Zahlen beruhen auf einer Umfrage, die das Fachmagazin Energie & Management im Herbst durchgeführt hat. Daran nahmen rund 170 Energieversorger und Stromhändler teil. Das ist gut ein Drittel der in Deutschland tätigen Firmen der Branche. Keine Zahlen gibt es für die Energie Baden-Württemberg (EnBW) und das Elektrizitätswerk Mittelbaden, die in der Region viele Haushalte versorgen.
Der Anteil der Haushalte, die Strom aus erneuerbaren Quellen nutzen, wächst rasch. Der Ökostromhändler Lichtblick berichtet, er habe im zu Ende gehenden Jahr 40 000 neue Kunden gewonnen. Insgesamt ist die Zahl der Verbraucher, die Ökostrom nutzen, aber bescheiden. Weniger als zwei Prozent der 39 Millionen Haushalte in Deutschland setzen auf Ökostrom. Das mag daran liegen, dass man in aller Regel einen Aufschlag bezahlen muss. Bei Badenova zahlt man pro Kilowattstunde ungefähr 1,5 Cent mehr für Ökostrom als für Standardstrom. Wie viel den Südbadenern sauberer Strom dennoch wert ist, zeigt ein Vergleich. In Düsseldorf, einer Stadt mit 577 000 Einwohnern, nutzen reichlich 5000 Haushalte Ökostrom, gegenüber 11 000 Kunden in und um Freiburg und Breisach, wo Badenova die Bewohner mit Strom versorgt.
Die Spitzenstellung von Energiedienst wiederum ist einem Zufall zu verdanken. Das Unternehmen am Hochrhein versorgt seine Kunden seit eh und je mit Strom aus Wasserkraft. Daran hat sich nichts geändert — nur: Im Zeichen des Klimaschutzes ist Wasserkraft keine Energiequelle wie jede andere, sondern genießt das Prädikat Ökostrom.
Warum in Südbaden so viele Anbieter und Kunden von Ökostrom zuhause sind, hat Energie & Management nicht gefragt. Es liegt aber auf der Hand, dass der Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl am Kaiserstuhl die Menschen in der Region für Umwelt- und Klimaschutz empfänglich gemacht hat.
Den Strom, der aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, kann man als Ökostrom bezeichnen. Zu den erneuerbaren Quellen zählen Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Unter dem Begriff Biomasse fasst man Stoffe zusammen, die sich verbrennen lassen und auf diese Weise Strom erzeugen. Dazu gehören Holz, aber auch Pflanzen wie Mais. Biomasse zählt zu den erneuerbaren Energien, obwohl bei der Verbrennung das Klimagift Kohlendioxid erzeugt wird. Das Argument: Pflanzen entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid, wenn sie wachsen. Insgesamt belastet die Nutzung also das Klima nicht. Die Anbieter von Ökostrom müssen von einer unabhängigen Stelle kontrollieren lassen, dass sie tatsächlich Ökostrom liefern.
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