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Fessenheim

Badische Zeitung vom Mittwoch, 24. Januar 2007

Weisweil holt sich den Zukunftspreis
Förderverein Solarregio würdigt Gesamtkonzept zum Umstieg auf erneuerbare Energien / Trittin: Haben Klimawandel unterschätzt

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Der Förderverein Solarregio Kaiserstuhl hat seinen ersten Preis verliehen — an die Gemeinde Weisweil. Klaus Bindner überreichte Weisweils Bürgermeister Oliver Grumber die Urkunde, Ernst Schilling hielt die Laudatio und Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (von links) gratulierte

(FOTO: ILONA HÜGE)

WYHL. Die Gemeinde Weisweil ist der erste Preisträger im Wettbewerb, den der Förderverein Zukunftsenergien Solarregio Kaiserstuhl am Montag vergab. Hauptredner des Abends in der Wyhler Turn- und Festhalle war der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin, Herbolzheims Bürgermeister Ernst Schilling hielt die Laudatio.
Der prominente Redner des Abends war bekannt, der künftige Preisträger ein bis zuletzt streng und gut gehütetes Geheimnis. Unter sechs Bewerbern entschied sich die Jury aus den Vorstandsmitgliedern des Fördervereins Zukunftsenergie Solarregio Kaiserstuhl, den erstmals ausgelobten Preis an die Gemeinde Weisweil zu vergeben. Die Rheingemeinde erhielt ihn für ihr Gesamtkonzept zum Umstieg auf erneuerbare Energien.
Mit dem Einstieg in ein umfangreiches Gesamtkonzept habe die Gemeinde Weisweil Zeichen gesetzt, sagte Ernst Schilling in der Laudatio. "Es funktioniert immer dann besonders gut, wenn es vom Kopf her angegangen wird", würdigte Schilling den Einsatz von Bürgermeister und Gemeinderat für die erneuerbaren Energien. Unternehmen, Vereine und Bürger in der Gemeinde setzten es gemeinsam um, betonte er.
Für Weisweil spricht einiges: Die Gemeinde stellte die Dachflächen von Schulen und Kläranlage kostenlos für Bürgersolaranlagen zur Verfügung. 15 Prozent der Weisweiler Haushalte nutzen Sonnenenergie und brachten dem Ort bereits 2004 den Titel "Solarhauptstadt der SolarRegio Kaiserstuhl" ein. Weisweil kümmert sich außerdem aktiv um den Ausstieg aus der Atomkraft: Seit 2005 bezieht die Gemeinde ihren Strom von EWS Schönau, und beim Beitritt zu "TRAS", dem trinationalen Bündnis gegen Atomkraft, war Weisweil die erste Gemeinde. Sie wird zu den Hauptklägern gegen Fessenheim gehören, was die Rheingemeinde auch in die neueste Ausgabe des Magazins "Focus" brachte.

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Auf die Kraft der Sonne und erneuerbare Energien will die Gemeinde Weisweil konsequent setzen

(FOTO: DPA)

"Wir haben bei den regenerativen Energien einen deutlichen Konsens vor Ort", sagte Bürgermeister Oliver Grumber. Er nahm den ersten Zukunftspreis mit Stolz entgegen. "Wir sind weiterhin motiviert", sagte Grumber. Weitere Projekte seien am Laufen, denn fürs angestrebte Gesamtkonzept gibt es noch eine Menge zu tun. Neben der Urkunde erhielt Weisweil ein Preisgeld von 2500 Euro, gesponsert von der EWS Schönau und der Firma "Kaco", Hersteller von Wechselrichtern.
"Die Umwelt kann nicht warten, bis alle Bremser ausgestorben sind", sagte der Vereinsgründer Klaus Bindner. Den Vereinszweck des Fördervereins fasste er kurz zusammen: "Wir sagen nicht nur Nein zur Atomkraft, sondern Ja zu Solarenergie und anderen alternativen Energien". Der Förderverein feierte sein fünfjähriges Bestehen und kann auf gute Erfolge verweisen, vor allem mit der Gründung der Bürgerkraftwerke in der Region.
"Erneuerbare Energien sind lokale und regionale Wertschöpfung", sagte der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne). Auch er setzt weiter auf den Atomausstieg, und zwar ohne Angst. "Deutschland ist netto ein Stromexporteur", sagte er. Das Beharren der Stromerzeuger und -lieferanten auf Atomstrom habe daher nichts mit Versorgungssicherheit zu tun: "Das heißt auf neudeutsch Gier", nannte Trittin den Grund. "Wir alle haben den Klimawandel vollkommen unterschätzt", stellte er fest und forderte vor diesem Hintergrund in seiner engagierten Rede den Umstieg auf erneuerbare Energien, jetzt und ohne Verzug.
Die Gäste bei der Preisverleihung stimmten Trittin zu, wie der Beifall immer wieder bewies. Grußworte kamen von der SPD-Bundestagabgeordneten Elvira Drobinski-Weiß, die auch für die anwesenden Landtagsvertreter sprach. Auch der stellvertretende Landrat Günter Stecher gratulierte dem Preisträger. "Der Landkreis steht an Ihrer Seite", sagte er an die Adresse des Fördervereins und würdigte Binders Einsatz und dessen Selbstbewusstsein, von privater Seite öffentliche Einrichtungen auszuzeichnen.
Im Namen der badisch-elsässischen Bürgerinitiativen gratulierte Erhard Schulz dem Preisträger und dem Förderverein. Die Bürgerinitiativen wollen Blockierer auf dem Weg zur Nutzung erneuerbaren Energien künftig "öffentlich an den Pranger stellen", kündigte Schulz an. Nach dem offiziellen Teil, mit Beiträgen von Bürgermeister Joachim Ruth und des Bläserensembles vom Musikverein Wyhl, gab es noch viel Gelegenheit zu Gesprächen: Viele Anwesende kannten sich noch aus den alten Tagen mit dem Kampf gegen das AKW Wyhl.

Unter sechs Bewerbern hat der Vorstand des Förderverein Zukunftsenergien Solarregio Kaiserstuhl den ersten Preisträger ermittelt. Neben der Gemeinde Weisweil lagen Bewerbungen von einem Verein, einer Schulkasse, einem Landwirt, einem Handwerker und einer Gastwirtin vor.
Georg Loeser hatte sich mit dem Verein ECO-Trinova und dessen 31 grenzüberschreitenden Projekten für den Klimaschutz im Dreiländereck beworben. Loeser ist in der Region durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zum Energiesparen und von den Weisweiler Energiegesprächen bekannt. Die Klasse R9a/c der Emil-Dörle-Schule Herbolzheim mit Lehrer Bertram Albietz hatte Idee und Ausführung zur Beleuchtung des "Herbolzheimer Höfle" mit Solarstrom eingereicht.
Drei Bewerber kamen aus Endingen: Corinna Dirr will aus dem Gasthaus "Schützen" einen energiefreundlichen und vollkommen C0-freien Gasthof machen. Michael Gerber baut ein Energie effizientes Wohn- und Geschäftshaus, unter anderem mit einer transluzenten Wärmedämmung. Walter Vögtle aus Kiechlinsbergen reichte seine Rebsorte ("Schweitzergruß") ein, die ganz ohne Spritzmittel auskommt.

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