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Badische Zeitung vom Freitag, 16. Februar 2007
Kampf gegen neue Atomkraftwerke
Die trinationale Aktionsgemeinschaft "Tras" will in der Schweiz geplante Reaktoren verhindern
Von unserer Korrespondentin Andrea Drescher
BASEL. Der Trinationale Atomschutzverband (Tras) will seine Aktivitäten ausdehnen und in der gesamten Schweiz Mitglieder werben. Dem bislang regional orientierten Verband gehören 35 Städte und Gemeinde aus Südbaden, der Nordwestschweiz und dem Elsass an. Seine bisherigen Aktivitäten richteten sich vor allem gegen das Atomkraftwerk in Fessenheim. Nun sollen "alle rechtlichen und politischen Mittel" ergriffen werden, um den Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz zu verhindern.
In den nächsten Wochen will der Verband 2300 Städte und Gemeinden in der Schweiz anschreiben und sie zur Mitgliedschaft einladen. Grund für diese Kampagne sind Diskussionen um den Bau neuer Atomkraftwerke in der Schweiz. Als Argument führt die Energiewirtschaft eine Versorgungslücke aufgrund auslaufender Lieferverträge mit Frankreich und altersbedingter Stilllegungen von mehreren Meilern an. Zudem werde der Klimawandel als "weltweites Problem zum Argument genommen, um neue AKWs herbei zu reden", betonte gestern in Basel Tras-Präsident Jürg Stöcklin.
Mit Informationen will der Verband für erneuerbare Energien und den sparsameren Umgang mit Energie werben. "Die Schweiz krallt sich an einer technologischen Sackgasse fest", kritisierte Tras-Vize-Präsident Rudolf Rechsteiner sein Land. Es solle sich Österreich und Deutschland zum Vorbild nehmen. Wie man regionale Versorgungskonzepte aufbauen kann, "die nicht auf Atomenergie basieren", erklärte Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik: Die Stadt will Schweizer Gemeinden Erfahrungen und Wissen im Umgang mit erneuerbaren Energien zur Verfügung stellen.
Für die Atomkraftgegner gibt es keinen Grund für eine "Renaissance der Atomenergie", wie sie derzeit in der Schweiz propagiert werde. Der Atomstrom liefere nur zwei Prozent des Welt-Energieverbrauchs; weltweit sei die Zahl der Atomreaktoren mit 435 auf dem tiefsten Stand seit über zehn Jahren. Zudem sei die Atomenergie nicht CO-neutral und auch das Uran sei eine endliche Ressource. Dagegen lasse sich auch mit erneuerbaren Energien Geld verdienen, wie die Wachstumsraten bei Windkraft und Photovoltaik bewiesen. Ein Argument für die Bürger: "Wirtschaft und Gewerbe profitieren von erneuerbaren Energien am meisten", ist man bei Tras überzeugt.
© 2007 Badische Zeitung