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Badische Zeitung vom Montag, 26. Februar 2007
Winterfrühstück auf der Zeitbombe
Bildunterschrift: Zum 30. Jubiläum ist die Stimmung in Fessenheim geladen. (FOTO: AFP) |
FESSENHEIM (AFP). Deutsche und französische Atomkraftgegner haben in Fessenheim gegen Frankreichs ältestes Kernkraftwerk demonstriert. Knapp hundert Menschen versammelten sich nach Angaben der Organisatoren auf einem Damm unweit der beiden Reaktoren zu einem "winterlichen Frühstück im Schatten des Kraftwerks". Die Polizei vor Ort sprach von 60 bis 70 Teilnehmern.
Mit Spruchbändern warnten die Teilnehmer, das 30 Jahre alte Kraftwerk Fessenheim könne sich bei einer Überschwemmung oder einem Erdbeben als "Zeitbombe" erweisen. In den vergangenen Jahren hätten die Zwischenfälle im Kraftwerk Fessenheim zugenommen und die versprochenen Reparaturarbeiten würden sich als unzureichend erweisen, kritisierte Claude Ledergerber vom Komitee für den Schutz von Fessenheim und der Rheinebene. Die Organisation hatte die Behörden zuvor aufgefordert, den Zugang zu dem Damm zum Schutz vor Terroranschlägen zu beschränken.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace benannte Hunderte Ortschaften im Umkreis von 30 Kilometern von Fessenheim symbolisch um. Auf 1200 Ortschildern von Freiburg, Colmar, Mulhouse und 315 weiteren Ortschaften sei "Fessenheim — Ihr seid nicht in Sicherheit" zu lesen gewesen, sagte Organisatorin Isabelle Steffan. Damit sollte auf die Gefahr des nahen Kernkraftwerks aufmerksam gemacht und zugleich gegen den geplanten Bau des Europäischen Druckwasserreaktors (EPR) im nordfranzösischen Flamanville protestiert werden.
Am 7. März jährt sich die Inbetriebnahme des AKW Fessenheim zum 30. Mal. Für die Umweltschützer gibt es jedoch nichts zu feiern. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Freiburg gratuliert mit schwarzem Humor: "Fessenheim — 30 Jahre Zeitbombe", steht auf der Geburtstagskarte. Die Betreiber wird es kaum beeindrucken: Der Meiler sei "völlig sicher", versicherte AKW-Leiter Joseph Sanchez. Der Konzern EdF werde eine Betriebsgenehmigung für weitere zehn Jahre beantragen. Die Entscheidung werde nach der nächsten Inspektion fallen, heißt es dazu bei der Regionaldirektion des französischen Industrieministeriums. Die Tests für Block eins sind 2009 geplant, für Block zwei 2010.
So lange wollen die Atomkraftgegner nicht warten. Der Trinationale Atomschutzverband (Tras) will nun vor Gericht ziehen. Im Auftrag des Verbandes hat die Anwältin und frühere Umweltministerin Corinne Lepage eine Klage gegen den AKW-Weiterbetrieb ausgearbeitet, die im Mai beim Straßburger Verwaltungsgericht eingereicht werden soll.
© 2007 Badische Zeitung