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Badische Zeitung vom Mittwoch, 20. Juni 2007
Preis für die Stromrebellen Elektrizitätswerke Schönau wirtschaften mit "Beharrlichkeit und klugem Marketing" Bildunterschrift (FOTO: PRIVAT) |
Von unserem Mitarbeiter Bernward Janzing
BERLIN. Die Schönauer Stromrebellen erhalten den Deutschen Gründerpreis in der in diesem Jahr erstmals ausgelobten Kategorie Sonderpreis. Die bedeutendste Auszeichnung für herausragende Unternehmer in Deutschland wurde gestern Abend in Berlin an das Ehepaar Ursula und Michael Sladek vergeben. Die beiden hätten, so die Jury, "aus einer Bürgerinitiative ein ökonomisch erfolgreiches Unternehmen aufgebaut." Dessen Erfolgsrezept seien "Beharrlichkeit und kluges Marketing".
Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) versorgen heute 45 000 Kunden in ganz Deutschland und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von 24 Millionen Euro. Das Unternehmen, das 750 Bürgern gehört, verfolge "die Vision, die gesamte Energieversorgung ökologisch auszurichten und auf dezentrale, sparsame und lokal verankerte Strukturen umzustellen", hieß es gestern zur Verleihung des Preises, der vom Magazin Stern, den Sparkassen, dem ZDF und der Firma Porsche mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums jährlich vergeben wird.
Begonnen hatte alles mit einer Bürgerinitiative gegen Atomkraft, zu der sich einige Schönauer nach der Tschernobyl-Katastrophe im April 1986 zusammengefunden hatten. Als Anfang der neunziger Jahre die Verlängerung des örtlichen Konzessionsvertrages anstand, weigerte sich der damalige Versorger Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR), die Stadt Schönau ausschließlich mit Ökostrom zu versorgen. Daraufhin setzte die Bürgerinitiative auf das verwegene Projekt, das heimische Stromnetz zu kaufen. Das war folgerichtig, denn zu Monopolzeiten konnte über die Stromqualität nur entscheiden, wer das Netz besaß.
Und so folgte ein jahrelanger harter politischer Kampf, der auch zwei kommunale Bürgerentscheide erforderte — doch am Ende waren die Rebellen um das Ehepaar Sladek die Sieger: Zum 1. Juli 1997 übernahm die Bürgerinitiative — in Deutschland ein bis dato einmaliger Vorgang — das Netz und damit die Stromversorgung in ihrem Heimatort.
Als dann im April 1998 der deutsche Strommarkt liberalisiert wurde, konnte das Bürgerunternehmen seine Energie plötzlich sogar bundesweit verkaufen — vermarktet als "Schönauer Rebellenkraft". Die in vielen Jahren erworbene Glaubwürdigkeit im Anti-Atom-Kampf wurde nun zum Wettbewerbsvorteil.
Während die konventionellen Stromanbieter Millionen in Fernsehspots und Plakatwände steckten, und dennoch kaum neue Kunden akquirierten, agierten die EWS erfolgreich praktisch ohne Werbeausgaben. Ihr Konzept war Werbung genug: sauberer Strom und eine einzigartige Firmenhistorie.
Inzwischen finanzieren die Einnahmen der Stromrebellen fast tausend Kleinkraftwerke in allen Teilen der Republik — vor allem Solaranlagen und Blockheizkraftwerke. Selbst die Schönauer Dorfkirche ist längst mit Solarmodulen bestückt.
Ursula Sladek, heute EWS-Geschäftsführerin, muss sich noch immer darüber wundern, was sie und ihre Mitstreiter erreicht haben: "Das ist für uns immer noch ein Phänomen", sagt sie. Vielleicht liege es daran, dass man in Schönau, "so naiv und unbekümmert drangegangen" sei, und sich gar nicht richtig ausmalte, was man eigentlich vor hatte: "Andere Initiativen, die nicht so weit gekommen sind, waren vielleicht einfach zu realistisch."
Der Deutsche Gründerpreis wird jährlich in mehreren Kategorien verliehen. Für sein Lebenswerk wurde in diesem Jahr der Gründer der Bertelsmann AG, Reinhard Mohn ausgezeichnet. In der Kategorie StartUp wurde die Eoil Automotive & Technologies GmbH aus Alfeld (Niedersachsen) für ihre Technologie zur direkten Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Pflanzenöl als Kraftstoff für Fahrzeuge ausgezeichnet. In der Kategorie Aufsteiger ging der Preis an die Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG aus Ibbenbüren, die ein neues und energieautarkes Verfahren der Kaltpressung von Raps-Kernöl entwickelt hat.
bj
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