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Badische Zeitung vom Dienstag, 30. Oktober 2007
Kenzinger Stromvertrag
"Politischer Wille ist nicht erkennbar"
Zum Artikel "Lieferant bleibt die EnBW" (BZ vom 23. Oktober) erreichten uns folgende Zuschriften:
Alle reden von Umweltschutz aber in Wirklichkeit geht es nur um die Frage: "Wie schützt man Industrie, Wirtschaft und den eigenen Geldbeutel vor der Umwelt?" Klar, dass man für den Umweltschutz Geld in die Hand nehmen muss; aber wer macht das wirklich "wenn es sich nicht rechnet" ?
Dabei vergleicht man immer nur die Preise und nicht die tatsächlichen Kosten. Konventioneller Strom ist immer billiger, wenn man die Kosten für Atommüllentsorgung, fehlende Haftpflicht-Versicherung und Umweltschäden nicht berücksichtigt. Nur wenige Gemeinden beziehen Ökostrom. Das ist zwar teuerer, aber dahinter steht ein politischer Wille.
Wenn ein neues Baugebiet erschlossen wird, eine neue Schule, ein Familienzentrum oder irgendetwas in der Gemeinde gebaut werden soll, fragt man zuerst: "Wollen wir oder wollen wir nicht"?
Wenn man etwas wirklich will, wird erst eine politische Übereinstimmung gesucht. Danach macht man sich Gedanken über die Finanzierung und erst danach wird durch eine Ausschreibung der günstigste Preis ermittelt.
Beim Bezug von Ökostrom wird das Pferd oft von hinten aufgezäumt. Man vergleicht zuerst die Preise von Ökostrom und konventionellem Strom, um festzustellen dass der Ökostrom teurer ist (was man auch schon vorher wusste), und der günstigste konventionelle Stromanbieter genommen werden muss. Ein politischer Wille ist nicht erkennbar.
Dazu braucht man keinen Gemeinderat, das kann auch eine Arbeitsgemeinschaft von 10-jährigen Schülern herausfinden. Nur dumm, dass diese Schüler die Folgen des Klimawandels ausbaden müssen; aber nicht gefragt werden. Umweltschutz ja, aber nur "de Luxe" wenn es nichts kostet oder man damit Geld verdienen kann? Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Rudolf Höhn, kommissarischer Vorsitzender "Förderverein Zukunftsenergien SolarRegio Kaiserstuhl e.V.", Rheinau
"Risikostrom aus Fessenheim lässt grüßen"
Da haben wir sie wieder, die Stromverträge in dem Kommunen der Regio.
In Kenzingen hat man über die Öko-Variante gesprochen, aber nichts beschlossen. Nach der Vergabeordnung muss man den Billigheimer nehmen. Wende nicht gewollt oder einfältig eingefädelt? Eine richtige Ausschreibung: Stromlieferung aus erneuerbaren Energiequellen, und schon hätte es gepasst. Wer die Energieherkunft des altbekannten Stromlieferanten studiert, weiß mehr. Der Risikostrom aus Fessenheim lässt grüßen. Gott sei Dank gibt es gewitztere Entscheidungsträger. Wäre gut, die Kenzinger lassen sich in Umkirch zeigen, wie es geht — wenn frau/man wirklich Ökostrom will.
Richard Krogull-Raub, Kenzingen
© 2007 Badische Zeitung