NR., den 25.03.02
Es geht um ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, und das ich für sehr wichtig halte: Jugendarbeit in Niederrimsingen.
Jeder weiß, dass ich mich diesbezüglich sehr stark engagiere. Darum bitte ich auch um eure Aufmerksamkeit und um euer Verständnis. Es geht uns alle an, und insbesondere wir Politiker haben da eine gesonderte Verantwortung.
Wie der Name es deutlich sagt: Jugendarbeit! Das sind zwei Worte - Jugend und Arbeit. Es geht um die Jugendlichen und damit um die Zukunft in unserem Dorf. Gestern oder vorgestern waren wir noch jung und unsere Eltern und Lehrer hatten die Arbeit. Zwar gab es damals ganz andere Probleme - im Grunde genommen war der Generationenkonflikt der Gleiche. Und so mancher unter uns weiß, was er in seinen jungen Jahren so alles angestellt hat. Manchmal erscheinen uns die heutigen Bubenstreiche hingegen ganz harmlos.
Aber da erzähle ich nichts Neues. Ich wollte nur daran erinnern, dass viele, die heute drohend den Zeigefinger heben, früher auch nicht viel besser waren.
Aber jetzt konkret zu unserem Dorf.
Wir haben vor knapp zwei Jahren begonnen, den Jugendlichen die Möglichkeit einer sinnvollen Betätigung im Rahmen eines Computer-Clubs zu bieten. Es war nicht leicht die Voraussetzungen zu
schaffen, um dies zu ermöglichen. Zuerst bestand das Problem, einen geeigneten Verein zu finden. JULE Rimsingen nahm uns bereitwillig auf. Dann mussten wir geeignete Räumlichkeiten suchen. Hier fanden wir in der Schule ideale Bedingungen vor: kostenloser Internetanschluss, ungestörten Zugang (mit
ungestört meine ich auch, dass wir niemanden mit unseren Aktivitäten stören). Hier gilt mein Dank Frau Schlör und Herrn Saffran, die sich gegen so manche Bedenken "von oben" mit viel Elan für diese
Sache eingesetzt haben. Leider kann man dies von anderen offiziellen Stellen nicht unbedingt behaupten. Ein bisschen Hilfe und Zuspruch hätten uns gut getan und so manchen Schritt beschleunigen können.
Äußerst positiv waren die Reaktionen aus den Reihen der Bevölkerung. Ohne die tatkräftige Unterstützung engagierter Bürger und materieller Hilfe von örtlichen und überörtlichen Firmen wären wir nie so weit gekommen.
Nach anfänglicher Wanderung aus dem alten Klassenzimmer neben der Bibliothek haben wir uns im letzten Jahr den Kellerraum, wo die Trachtengruppe früher geprobt hatte, mit der Kernzeitbetreuung teilen müssen. Erst ab dem letzten Schuljahr konnten wir den Raum ganz für uns nutzen.
Inzwischen haben wir ca. zehn untereinander vernetzte Computer verschiedenster Qualität und langsam auch das notwendige Mobiliar (Tische und Stühle) und könnten so in Ruhe unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzen. Zwei JULE-Kindergruppen (3. und 4. Klasse) und eine inzwischen 8-köpfige Gruppe 15 bis 18-jähriger arbeiten und lernen regelmäßig in diesem Raum.
Wenn ihr aufmerksam zugehört habt, werdet ihr bemerkt haben, dass ich im vorletzten Satz "könnte" gesagt habe. Warum hier der Konjunktiv? Bisher klingt ja alles sehr schön, und man könnte fragen: Was will man eigentlich mehr?
In letzter Zeit müssen wir uns immer öfter mit organisatorischen Problemen beschäftigen. Anstatt Hilfe und Unterstützung werden uns immer öfter Steine in den Weg gelegt. Über die Gründe möchte ich jetzt und hier nicht weiter spekulieren. Es geht auch nicht darum, mit dem Finger auf diesen oder jenen zu zeigen. Es haben sich so viele Missverständnisse angehäuft, und die Konflikte sind dermaßen ausgeartet, dass unter diesen Umständen eine vernünftige Arbeit nicht mehr möglich ist. Anstatt des
Dialoges und der Zusammenarbeit sind Streit und offene Drohungen an der Tagesordnung.
Entbrannt ist das Ganze aus mir unverständlichen Gründen. Wie ihr wisst, grenzt der Computerraum an die Räumlichkeiten des "Jugendtreffs". Da wir bei voller Besetzung ziemlich eingeengt waren,
kamen wir auf die Idee, die benachbarten leerstehenden Räume als Ausweichmöglichkeit zu nutzen. Außerdem wäre hier auch die Möglichkeit gegeben etwas zu essen und zu trinken.
Darauf hin habe ich Kontakt zu den Verantwortlichen des Jugendtreffs aufgenommen. Von dieser Seite wurde unser Anliegen mit offenen Ohren aufgenommen. Es wurden verschiedene Möglichkeiten einer sinnvollen Zusammenarbeit erörtert. Bis dahin klingt ja alles schön und gut. Als ich aber zu unserem Ortsvorsteher ging und ihn über unsere Pläne informierte, äußerte er gleich mehrere Bedenken. Teils waren diese auch begründet, und ich versicherte alles zu unternehmen, um jegliche Fehlentwicklung zu vermeiden.
Leider kam es zu keiner vernünftigen Zusammenarbeit. Im Gegenteil: ich wurde von Herrn Saffran und anschließend auch von Frau Schlör immer stärker unter Druck gesetzt, dieses Vorhaben aufzugeben. Akzeptable Gründe wurden nicht genannt. Meine Versuche in einem Gespräch mit allen Beteiligten eine allgemein zufriedenstellende Lösung zu erarbeiten wurde boykottiert. Komischer Weise hat Erhard es nie für nötig gehalten, sich mit mir direkt in Verbindung zu setzen. Auch die Stadt Breisach hat
meine Appelle höflich ignoriert. Es begann das, was den Tod einer jeden Initiative bedeutet: Einzelgespräche und Gruppenbildung, engstirnig persönliche Interessen vorziehen... Hinter den Kulissen liefen die Drähte heiß. Die Stadt mischte sich ein, um sich dann wieder heraus zu halten. Kurz und gut: Es braute sich ein Donnerwetter zusammen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Blitz einschlägt und alles kaputt macht.
Warum ich euch das jetzt hier alles so detailliert vortrage, werdet ihr fragen. Was will der eigentlich? Ich will das, was ich schon immer wollte: eine vernünftige Jugendarbeit. Und in diesem konkreten Fall brauche ich eure Hilfe und eure Mitarbeit! Und jetzt kommt mir bitte nicht wieder mit Ausflüchten wie: "Dafür sind wir nicht zuständig!", „Erziehung ist Familiensache!“ oder "Das hast du dir selber
eingebrockt!". Ich habe gewiss auch meine Fehler gemacht, und ich stehe dazu, und ich bin auch gerne bereit, sie wieder gut zu machen. Aber gegen so viele Bremser und Nörgler und Pessimisten und
Neinsager kann ich nicht mehr ankämpfen. Dazu fehlt mir die Kraft und letztendlich - wenn es so weiter geht - auch die Lust. Ich bin es Leid, so viel Zeit und Energie zu investieren um dann zusehen zu müssen, wie am Ende alles durch Ignoranz und Arroganz und letztendlich durch maßlose Dummheit kaputt
gemacht wird. Entschuldigt bitte diese klaren Worte, aber ich bin so verbittert und enttäuscht, dass ich es nicht schöner formulieren kann.
Und letztendlich geht es gar nicht so sehr um mich. Es geht in der Hauptsache um Niederrimsingen, um unser Dorf, um unsere Jugendlichen. Sie werden die Leidtragenden bleiben und werden es nicht verstehen: Denn diesmal trifft sie, die Jugendlichen, wirklich keine Schuld. Schuld sind wir Alten, die wir nicht in der Lage sind, vernünftig miteinander zu reden und zusammen zu arbeiten. Zu arbeiten – nicht nur für den eigenen Geldbeutel, sondern auch für die Jugend. Das würde dann wirklich den Namen "Jugendarbeit" verdienen. Ich habe daran gearbeitet und will auch weiterhin daran arbeiten. Allein schaffe ich es aber nicht! Wer arbeitet mit?
Sehe ich betretene Gesichter, sehe ich verständnislose Gesichter, sehe ich wütende Gesichter? Hat man mir zugehört? Hat man mich verstanden? Will man mir zuhören? Will man mich verstehen? Alles Fragen über Fragen, und wo bleiben die Antworten? Ich warte auf die Antworten – ich warte schon sehr lange auf Antworten. Aber – und das ist noch viel wichtiger – da sitzen die wirklich Betroffenen: Und wenn schon nicht ich – so haben sie ein Recht auf Antwort. Auf eine Antwort und auf eine Erklärung – nicht auf Ausflüchte oder auf leere Versprechungen.
Hiermit erkläre ich in meiner Eigenschaft als Initiator und Gründungsmitglied die Auflösung des
Jule-Computer-Clubs-Rimsingen. Ich bitte darum, den Schlüssel für den Computerraum so lange behalten zu dürfen, bis alle Mitglieder des ehemaligen jccr ihre privaten Sachen abgeholt haben. Desgleichen gebe ich bekannt, dass wir daran arbeiten, den
Jugend-Computer-Club Rimsingen, jccr, zu gründen. Über die adäquate Rechtsform und andere organisatorische Dinge wird noch zu entscheiden sein. Den Ortschaftsrat, die Verantwortlichen der Rimsinger Vereine und die Stadtverwaltung Breisach bittet
dieser neu gegründete jccr um Unterstützung. Jule Merdingen bitten wir um eine faire Aufteilung der
vorhandenen Hardware – die aus den von den Sponsoren ausschließlich an den Computer-Club
gerichteten Spenden besteht. Frau Schlör und Herrn Saffran danken wir für ihr anfängliches Engagement und bedauern die Entwicklung der Ereignisse, die zu dieser Situation geführt haben.
Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit.
Gustav Rosa - Ortschaftsrat
P.S. Sollte hiermit der Eindruck erweckt werden, dies sei eine negative Schlagzeile, die dem Ansehen von Niederrimsingen schadet, dann bitte die Vorwürfe an den / die Verursacher weiterzuleiten. Dieser Bericht war und ist inhaltlich zum Wohle und zur Weiterentwicklung unseres Dorfes gedacht und so auch in diesem Sinne verfasst worden.
© 2002 - 2003 rimsingen.de - erstellt: 24.01.2002 - geändert: 29.07.2003