Badische Zeitung vom Freitag, 6. Juni 2003
Die Zeit des Gestanks ist vorbei
Merdingen ist als 14. Gemeinde an den Abwasserzweckverband Staufener Bucht angeschlossen / Zwei Millionen Euro investiertNächtliche
MERDINGEN/BAD KROZINGEN (ue). Bereits seit einigen Monaten fließen - zum Teil noch provisorisch - die Abwässer aus Merdingen in die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Staufener Bucht in Breisach-Grezhausen. Jetzt sind alle Leitungen und Rohre im Boden, das Pumpwerk in der ehemaligen Merdinger Kläranlage ist ebenfalls fertig gestellt, und die neue Chemikaliendosieranlage soll helfen, die in Nieder- und Oberrimsingen aufgetretenen Geruchsprobleme zu beseitigen.
Merdingen ist die 14. und die nördlichste Gemeinde im Verbandsgebiet. Bei der Vorstellung des Gesamtkonzepts wurde an die Abwasserdiskussion erinnert, die bereits 1993 ihren Anfang genommen hatte. Die alte Merdinger Kläranlage aus dem Jahre 1970 habe kaum mehr den Anforderungen eines modernen Klärwerks entsprochen und deshalb keine Chance auf eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Weiternutzung gehabt. Unter mehreren Möglichkeiten, so Merdingens Bürgermeister Eckart Escher, habe man sich schließlich für den Anschluss an die "Staufener Bucht" entschieden. Rund zwei Millionen Euro habe das Projekt verschlungen, davon werde knapp die Hälfte vom Abwasserzweckverband mit seinem Sitz in Bad Krozingen getragen.
Bad Krozingens Bürgermeister und Verbandsvorsitzender Ekkehardt Meroth sprach die in der Übergangsphase aufgetretene "peinliche Geruchsbelästigung" in Nieder- und Oberrimsingen an. Die sei jetzt sicherlich in den Griff zu bekommen. Auch der technische Verbandsleiter Klaus Kasse nahm zu diesem Problem Stellung. Wenn das Abwasser bis zu sieben Stunden unterwegs sei, könne es (vor allem im Sommer) schon einmal zu Faulprozessen kommen. Man habe damit gerechnet, doch anfangs versucht, ohne (die kostenaufwändigere) "Dosierung" auszukommen. Seit etwa zwei Wochen werde nun am Standort der ehemaligen Merdinger Kläranlage Eisenchlorid beigemischt, was zu einer deutlichen Verbesserung geführt habe. Allerdings, so Kasse weiter, müssten noch weitere Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden. Er sei aber zuversichtlich, dass sich die Probleme gänzlich ausräumen ließen.
Breisachs Bürgermeister Alfred Vonarb, der auch stellvertretender Verbandsvorsitzender ist, sah in diesem Zusammenhang jedoch weitere "ungelöste Fragen" in Niederrimsingen. Bei den letzten starken Regenfällen sei das System bekanntlich überlastet gewesen und habe für einige unliebsame Vorkommnisse in dem Breisacher Stadtteil gesorgt.
Kasse stellte das aufwändige Gesamtkonzept vor. Es sei gemeinsam mit dem Merdinger Ingenieur Eckard Manske entwickelt worden. 140 000 Kubikmeter Schmutzwasser sollen pro Jahr über Nieder- und Oberrimsingen nach Grezhausen fließen, was eine Leitungskapazität von 15 Litern pro Sekunde ergebe. Für extremen Abwasseranfall seien in Merdingen Rückhalteeinrichtungen geschaffen worden. Wegen der Höhendifferenz von mehr als acht Metern im Gelände hätten mehr als vier Kilometer Druckleitungen gebaut werden müssen, weitere so genannte Freispiegelleitungen seien hinzugekommen. Alle Redner lobten die gute Zusammenarbeit des Abwasserzweckverbands mit der Gemeinde Merdingen. Der beträchtliche Aufwand für das Projekt habe sich auf jeden Fall gelohnt, war man sich einig.
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