Badische Zeitung vom Donnerstag, 22. Januar 2004
Zusammenarbeit aufgekündigt
Konflikt um Gestank in Niederrimsinger Kanal eskaliert
Von unserem Redakteur Gerold Zink
BREISACH-RIMSINGEN/MERDINGEN.
Die Bürgerinitiative Abwasserkanal Niederrimsingen (Biak) drängt weiter darauf, dass die Geruchsbelästigung, die durch den Anschluss Merdingens an den Abwasserzweckverband Staufener Bucht in Niederrimsingen entstanden ist, rasch beseitigt wird. Rund 60 Mitglieder der Bürgerbewegung forderten Breisachs Bürgermeister Alfred Vonarb am Dienstagabend in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf, rasch zu handeln. Unterdessen ist ein wichtiges Messgerät des Abwasserzweckverbandes in Niederrimsingen gestohlen worden.
Wie bereits berichtet, wurde Merdingen vor einiger Zeit an den Abwasserzweckverband Staufener Bucht, dessen Klärwerk sich in Grezhausen befindet, angeschlossen. Das Abwasser von Merdingen wird dabei durch eine Leitung gepumpt, die durch Niederrimsingen verläuft. Dies hat in der Vergangenheit sehr oft zu einem Gestank nach faulen Eiern sowie zu Rückstaus in der Kanalisation geführt. Der Abwasserzweckverband Staufener Bucht hat sich zwar bemüht, das Problem in den Griff zu bekommen, allerdings bislang ohne durchschlagenden Erfolg.
Nun scheinen die betroffenen Bürgerinnen und Bürger von Niederrimsingen die Nase einmal mehr gestrichen voll zu haben. Sie nutzten die Gemeinderatssitzung in Niederrimsingen dazu, ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Im Namen der Biak-Rimsingen verlas Sylvia Weber in der Bürgerfragestunde ein Schreiben. Darin forderte sie Bürgermeister Vonarb in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes dazu auf, endlich für eine "richtige Lösung" zu sorgen. Dies könne nur den Bau einer neuen Leitung oder das Abhängen von Merdingen vom Kanalnetz bedeuten.
Die Bürgerinitiative ist sich laut Weber sehr wohl bewusst, dass dies eine teure Angelegenheit ist. Auf lange Sicht würden jedoch die "Not- und Zwischenlösungen" noch höhere Kosten verursachen.
Um die Faulgerüche, die vor allem durch Schwefelwasserstoff entstehen, zu beseitigen, hat der Abwasserzweckverband Staufener Bucht in Merdingen unter anderem bereits eine Eisen-Chlorid-Impfanlage installiert. Um herauszufinden, welches die optimale Dosiermenge ist, wurde in einem Kanalschacht an der Gündlinger Straße in Niederrimsingen ein 2500 Euro teures Messgerät installiert. Dieses wurde nun nach Angaben von Klaus Kasse, technischer Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Staufener Bucht, jüngst entwendet.
Damit hat der Abwasserzweckverband laut Kasse nunmehr keine Kontrolle über die Dosieranlage in Merdingen und kann diese im Bedarfsfall nicht nachregeln. Außerdem könne jetzt nicht mehr nachgewiesen werden, dass es gelungen sei, die Geruchsbelästigung zu beseitigen.
"Bisher konnte im Minutentakt über 24 Stunden die Unterdrückung der Schwefelwasserstoffbildung - das ist die Ursache der penetranten Gerüche - einwandfrei nachgewiesen werden. Möglicherweise will man diese Nachweisführung durch den Abwasserzweckverband verhindern, um weiterhin behaupten zu können, dass unerträgliche Geruchsbelästigungen entstehen. Das Gerät hat einen Anschaffungswert von circa 2500 Euro und ist in diesem Haushaltsjahr nicht mehr durch den Abwasserzweckverband zu ersetzen", schreibt Kasse in einem Brief an Breisachs Baudezernenten Horst Wolf.
Vertrauensverhältnis gestört
Diese Zeilen haben indes bei der Bürgerinitiative in Niederrimsingen den Eindruck erweckt, als werde sie verdächtigt, das Messgerät entwendet zu haben. Sowohl der Inhalt als auch die Form der in dem Brief vorgebrachten Vorwürfe an die Adresse der Niederrimsinger Bürger "sind nicht hinnehmbar", erklärte Sylvia Weber in der Gemeinderatssitzung. Jetzt sei endgültig der Punkt erreicht, an dem das "Vertrauensverhältnis derart gestört ist, dass wir in Zukunft keine Möglichkeit einer vernünftigen Zusammenarbeit mit Herrn Kasse mehr sehen". Vonarb solle deshalb der Bürgerinitiative einen neuen, kompetenten Ansprechpartner nennen. Zum Schluss ihrer Erklärung wies Sylvia Weber darauf hin, dass der Niederrimsinger Ortschaftsrat die Anliegen der Bürger jüngst mit einem einstimmigen Votum unterstützt habe.
Vonarb sagte zu, dass er sich um die Angelegenheit kümmern und sich bald bei der Bürgerinitiative wieder melden werde.
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